Hilft uns die Weisheit aus Fernost weiter?

Konfuzius: Alt und doch aktuell

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Hilft uns die Weisheit aus Fernost weiter?

Als ich Kind war, hatten wir eine ältere Bekannte, die seit sie als Schuldirektorin im Ruhestand war, jeden Winter nach Hong Kong flog, um dort zu überwintern und mit der Caritas in Flüchtlingslagern zu arbeiten. Wenn sie dann zurück kam, brachte sie uns Kindern Geschenke aus Fernost. Das war ein Highlight und bis heute unvergesslich. Einmal hat sie mir ein Büchlein geschenkt mit Weisheiten aus Fernost. Sprüche von Laotse und Konfuzius waren darin. Sie waren mir fremd und doch hatten sie etwas Anziehendes. Insgeheim ahnte ich, dass hier mehr dahinter stecken musste.

Aber ich war verwirrt. Alle sagten in China herrsche die Kommunistische Partei und deshalb wären sie Atheisten. Wie sollte ich dann den Konfuzianismus und den Taoismus einordnen? Sind das nun Religionen?

Selbst als ich dann das Land zum ersten Mal bereiste, kam es mir nicht sehr religiös vor. Da hatte ich in Hong Kong mehr Tempel gesehen als auf meiner zweimonatigen Reise durch das Festland.

Erst durch meine Recherchen zur Doktorarbeit kam ich dem Geheimnis auf die Spur. Ich war der Arbeitsethik im Reich der Mitte nachgegangen und wollte herausfinden, ob der Konfuzianismus für das Wirtschaftswachstum der letzten dreissig Jahre verantwortlich war. Ich vertiefte mich in die Quellen. Unzählige Bücher sind in einer chinesischen Buchhandlung zu Konfuzius zu finden, aber nur das eine zählt: Die Gespräche. Im Original: Lunyu (论语). Das ist die Sammlung der Sprüche und Konversationen mit seinen engsten Mitarbeitern, seinen Jüngern, die dann später alles aufschrieben.

Der alte Weise, so wird er auf Bildern und in Filmen immer dargestellt, lebte im 5. Jahrhundert vor Christus im Staate Lu, was heute zur Provinz Shandong gehört. Dort wird er besonders stark verehrt, fast wie ein Gott. Immerhin hat er die uralten überlieferten Traditionen zusammengefasst und neu herausgegeben, gepredigt und Staatsmännner ausgebildet, damit das Land nach Jahrhunderten der Kriege endlich befriedet werden konnte. Eine grosse Leistung.

Die Frage stellt sich jedoch: Ist dieser Konfuzius auch noch nach über 60 Jahre der Herrschaft der Kommunistischen Partei relevant für das Volk? Eine Umfrage auf der Strasse bestätigte seine Stellung als Weisheitslehrer. Die meisten Passanten, quer durch alle Altersgruppierungen, konnten die ersten Verse einer konfuzianischen Spruchsammlung aufsagen. Diese hatten sie bereits im Kindergarten auswendig gelernt. Noch verblüffender waren Interviews mit Universitätsstudierenden, die klar bejahten, dass Konfuzius für ihr persönliches Leben ausserordentlich wichtig war – besonders in der Gestaltung von Freundschaftsbeziehungen. Ein Widerspruch zur Kommunistischen Partei sahen sie nicht, weil diese für das öffentliche Leben und die Politik zuständig war.

Ich untersuchte weiter, wie es steht mit Gott und der Welt im Konfuzianismus. Gibt es einen Himmel? Welche Stellung hat der Mensch in diesem Gedankensystem? Etwas aufbereitet, habe ich ein kleines E-Buch unter den Ressourcen zum Download bereitgestellt. In den nächsten Tagen wird noch ein zweites Buch folgen, das dem chinesischen Denken noch etwas ausführlicher nachgeht und Brücken schlägt zum europäischen Denken.

Check it out – und werde weise.

Unterschrift Elke
Elke Pfitzer