Unter Druck oder gestresst?

Stress macht nicht immer krank

flickr/Dennis Skley/CC BY-ND 2.0
Eilig 252/365 37/52. Dennis Skley/CC BY-ND 2.0

Bereits vor einigen Jahren war Stress ein Modewort. Alle fühlten sich gestresst. Tatsächlich gibt es im Arbeitsleben und in der Wirtschaft gewisse Phasen, die sich härter und anstrengender anfühlen als andere. Die weltweite Konkurrenz und globale Wirtschaft wird plötzlich am eigenen Arbeitstisch spürbar. Der Druck von der Chefetage erhöht sich, damit das ganze Unternehmen überleben kann – oder um die Gewinnspanne für den Aktienmarkt zu erhöhen. Wie dem auch sei, wir spüren Druck. Am Ende der Arbeitswoche fassen wir zusammen und sagen: Es war eine stressige Woche.

Aber ist das denn dasselbe: Druck und Stress?

Sehr früh in meinem Arbeitsleben erklärte mir ein Lehrer den Unterschied, was mich extrem entlastete. Stress hat mit viel Arbeit und sehr vielen Außeneinflüssen zu tun. Wir sind in eine Falle geraten oder in eine Ecke gedrückt, sehen das Ende des Tunnels nicht, können aber auch nicht zurück. Wir stecken mittendrin und die Konsequenz aufzugeben ist grösser, als weiterzumachen. Das schafft immensen Stress. Auf der anderen Seite gibt es Situationen, da haben wir die Wahl: Wir setzen uns selbst Ziele und stehen dann unter Druck, sie zu erreichen. Wir treiben uns selbst an, im Sport, im Geschäft. Wir wollen gewinnen. Wir haben uns für diese Ziele entschieden. Sie müssten nicht so hoch sein, wir könnten den Druck jederzeit vermindern. Natürlich kann Druck auch in Stress übergehen, aber meistens, können wir das selbst steuern und eine Drucksituation durch Zielanpassung erleichtern.

Tatsache ist in unserem Arbeitsalltag aber auch, dass wir irgendwie lernen müssen, mit Druck und Stress umzugehen. Allzuoft sind Stimmen zu hören, die einem helfen wollen, „stressfrei durchs Leben zu gehen“. Als ob Stress uns am Lebensglück hindern würde. Er wird dann zum Feind Nummer Eins, der bekämpft werden muss! Ich schlage vor, die Blickrichtung dazu zu ändern:

Stress macht sozial. An der Universität von Kalifornien haben Forscher herausgefunden, dass Stress auch dazu führt, dass man für andere sorgt und sich selbst auch eher helfen lässt. Stresssituation verstärken also soziale Bindungen. Das Hormon Oxytocin wird dann freigesetzt und motiviert uns zu unterstützen und Unterstützung zu suchen.

Stress verleiht Energie. Nehmen wir Druck und Stress als Herausforderung an, dann wird die Problemlösung begeistert angepackt und die anstehende Veränderung wird als Chance wahrgenommen.Die Möglichkeit aktiv werden zu können, lässt uns aufblühen.

Stress macht widerstandsfähig. Die wichtigste Funktion von Druck ist sicherlich jene, dass er uns für zukünftige Krisen trainiert. Wissenschaftler der Universität Minnesota fanden heraus, dass Jugendliche, die bereits ab 16 gearbeitet haben, sei es als Lehrling oder als Ferienaushilfskraft, besser gegen Stress im Beruf gewappnet waren. Herausfordernde Erfahrungen im Leben sind nicht das Ende des Glücks – sie sind der Anfang.

Natürlich ist es immer eine Frage der „Dosis“ an Schwierigkeiten, aber aufgrund des positiven Effekts von Stress können wir auch unsere Sichtweise darüber ändern. Versuchs und schreib deine Erfahrung dazu.

Bis bald

Unterschrift Elke
Elke Pfitzer