Wie werde ich anstellungsfähig?

Die unausgesprochenen Erwartungen eines Chefs

Vorlesungssaal Universität Salzburg
Orientierungstag’14. Universität Salzburg (PR)/Simon P. Haigermoser/Hans-Christian Gruber/CC BY 2.0

Auf der Suche danach, wie ich asiatischen Mitarbeitenden die Wichtigkeit einer inneren Arbeitsmotivation vermitteln könnte, stiess ich auf eine Studie in den Sozialwissenschaften. Die Forscher stellten fest, dass Arbeitgeber von ihren Angestellten eine gute Arbeitsethik verlangten und beklagen, dass sie sie selten finden. Tatsächlich können Arbeitnehmende den Anforderungen des Chefs nur nachkommen, wenn sie wissen, in welche Richtung sie sich verbessern müssten. Hier entpuppt sich das Schlagwort Arbeitsethik zum einen als altmodisch und zum anderen als selten definiert.

So stehen wir vor der Aufgabe, etwas detaillierter zu sagen, wonach ein Arbeitgeber sucht. Oder andersherum: Wie werden wir „anstellungsfähig“? Welche Schlüsselthemen gibt es dazu? Welche Charakteristiken sind für den Erfolg bei der Arbeit ausschlaggebend? In jener Forschung wurden dazu vier Faktoren untersucht:

Die zwischenmenschlichen Fähigkeiten, die Initiative, Zuverlässigkeit und Faktoren, die Arbeitsethik negativ definieren. Jede positive Definition wird klarer, wenn auch gesagt wird, was darin nicht eingeschlossen ist.

Heute wenden wir uns zuerst den zwischenmenschlichen Fähigkeiten zu. Angesichts des immensen Medienkonsums und einer extremen Vereinzelung der Gesellschaft scheint mir die Dringlichkeit gegeben zu sein, uns selbst – auch wenn wir im Moment über eine Arbeitsstelle verfügen – zu reflektieren. Sicherlich wird uns das auch Anstösse geben, den einen oder anderen Schwerpunkt in der Erziehung unserer Kinder zu legen. Wie könnten auch sie leichter eine Lehrstelle bekommen. Oder wenn wir zurück gehen zu unserem Gespräch über die Integration der vielen Flüchtlinge bei uns: Was sagen wir ihnen, was wir am Arbeitsplatz erwarten?

Jene sozialwissenschaftlichen Forscher erstellten durch Befragung und Interviews folgenden Katalog zusammen:

Zu den erwarteten zwischenmenschlichen Fähigkeiten gehören demnach:

höflich/zuvorkommend, freundlich, fröhlich, achtsam, angenehm, kooperativ, hilfsbereit, sympathisch, hingegeben, loyal, gepflegt, geduldig, anerkennend/dankbar, hart arbeitend, bescheiden, emotional stabil, stur.

Ich selber gehe diese Eigenschaften immer wieder durch und frage mich – wie steht es bei mir damit? Insbesondere, wenn Konflikte auftreten, könnte es sein, dass ich in der einen oder anderen Eigenschaft Wachstumspotenzial habe. Manchmal möchte ich diese Eigenschaften geradezu weit weg werfen. Ich empfinde dann, dass die Latte zu hoch gesetzt ist. Offensichtlich ist dem Menschen nicht von Natur aus mitgegeben, in geduldiger Hilfsbereitschaft sich hart arbeitend durchzusetzen. Gewisse Kriterien scheinen sich auch nahezu zu widersprechen, oder?

Was tun?

Zwischenmenschliche Fähigkeiten lassen sich nur innerhalb einer Gruppe trainieren. Das heisst also als erstes: Weg vom Internet, hin zu unseren Freunden, Kollegen und der Familie. Das nächste wäre dann das Bewusstsein: soziale Fähigkeiten zu lernen braucht Training – das Ziel wird nicht von einem Tag auf den anderen erreicht werden können. Da heisst es tief durchatmen, weil es einen langen Atem braucht. Eltern wissen das nur zu gut. Es ist Teil einer langjährigen Erziehung – mit allen Höhen und Tiefen. Zudem können wir das auch nicht theoretisch aus Büchern lernen, sondern wahrscheinlich nur durch gute Vorbilder. Das wäre dann auch die beste Motivation: Wir erkennen die eine oder andere Fähigkeit in einem Kollegen oder anderen Mitmenschen und wir ahmen sie nach, so gut es geht. Wenn es keine lebenden Vorbilder in deiner Nähe gibt, dann findest du in der Lektüre von Biografien bestimmt die eine oder andere Person.

Ich bin froh, um diesen Katalog der Anstellungsfähigkeiten. Machen wir uns neu auf, unser Arbeitsumfeld positiv zu prägen!

Bis zum nächsten Mal

Unterschrift Elke
Elke Pfitzer