Yes, we can! – Teil 2

Was tun mit den vielen neuen Nachbarn?

Computer Talk. © ITU/F.Scotti
Cybersecurity lunchtime talk. © ITU/F.Scotti

In der vergangenen Woche hatten wir begonnen, ein paar Aspekte zur Flüchtlingslage anzuschauen. Ich habe für private Initiative plädiert und die effiziente Logistik im deutschsprachigen Raum hervorgehoben. Schauen wir drei weitere Gesichtspunkte an:

3. Lasst uns miteinander sprechen

Redet mit den Leuten, damit sie merken, dass ihr Deutschkurs nicht vergebens ist! Persönlich bin ich meinen chinesischen Freunden für immer dankbar, dass sie mit mir geduldig Mandarin gesprochen haben. Sicherlich auch deshalb, weil dort vor zwanzig Jahren nur sehr wenige Menschen Englisch sprechen konnten. Im Supermarkt gab es zwei Verkäuferinnen, mit denen ich immer meine Worte aus dem Unterricht üben konnte. Und sie korrigierten mich, erklärten mir, wie ich es auch noch sagen könnte, vor allem ob die Aussprache verständlich war. So war die Verbindung vom Sprachunterricht zum täglichen Leben hergestellt. Und schliesslich müssen alle essen und deshalb einkaufen. Das beschleunigt die Aneignung der Sprache. Wenn also schon wir aus Mitteleuropa mit Arabisch oder Chinesisch zwei Jahre brauchen, um uns einigermassen zu unterhalten zu können, dann müssen wir auch den Neuankömmlingen Zeit geben, sich die Sprache anzueignen. Die einen sind besser schriftlich, die anderen mündlich – auch das ist Persönlichkeit. Zugleich wissen wir, dass Deutsch keine einfache Sprache ist!!!

4. Mehr als Worte

Allerdings sind wir uns auch bewusst, dass verbale Kommunikation nur einen Bruchteil ausmacht, um sich gegenseitig zu verstehen. Manchmal ist es einfach das gemeinsam Zeit verbringen, einen Tee zu trinken, ein kleines Geschenk bringen und die Herzensverbindung ist hergestellt. Wir erleben bereits, wie wir unter den Frauen Beziehung herstellen können, wenn wir mit ihnen in eine kleine Second-Hand Kleiderboutique gehen. Aussuchen, anprobieren, etwas Passendes finden. Das Strahlen auf den Gesichtern bringt auch uns unwiderstehlich Freude. Werden wir Menschen mit Herz und überwinden unsere eigene materialistische Einstellung. Das Leben geht einfacher und zuweilen auch mit weniger.

5. Entspannen wir uns

Geduld in einer Instantgesellschaft! Entschleunigen! Die Flüchtlinge sind erst mal dankbar in Sicherheit zu sein. Dann dürfen wir uns nicht mürbe machen und Druck ausüben und meinen es ginge mit dem Verfahren nicht schnell genug. Alle tun, was sie können und die Flüchtlinge danken es, warten – denn warten sind sie ihr Leben lang gewohnt. Schlange stehen für Wasser oder Brot – das ist der Alltag in Asien. Machen wir uns als Deutsche oder Schweizer nicht gegenseitig das Leben schwer – nur wegen unserer Ungeduld. Lernen wir, mit der Herausforderung einer menschenwürdigen Logistik zu leben. Die Kreativität in der Problemlösung ist uns als Nationen gegeben – also, „No worries“ würde der Australier sagen. Oder das deutsche Sprichwort: Kommt Zeit, kommt Rat! Nein, nicht passiv, sondern aktiv warten und Schritt für Schritt nach neuen Wegen suchen.

Sicherlich können wir den Flüchtlingsstrom bewältigen. Lasst uns zusammen die Herausforderung anpacken und darin selbst eine Bereicherung unseres eigenen Lebens erfahren.

Herzlichst,

Unterschrift Elke
Elke Pfitzer