Humor tut gut

Wie wir Zufriedenheit nicht dem Zufall überlassen dürfen

Blijburg. Jako Jellema/CC BY 2.0

Vor ein paar Wochen ging es mir nicht so gut. Belastungen im Alltag häuften sich bis ins fast Unerträgliche. Irgendwie sah ich aus dem Knäuel von Problemen nicht mehr hinaus. Ich beobachtete mich selbst sogar wie ich immer passiver, introvertierter und trauriger wurde. „Was ist nur los?“, dachte ich. Am Telefon mit meinen Geschwistern Hunderte von Kilometern entfernt hörte ich, wie sie in ihrem Umfeld „auch“ ganz viele Leute hätten, die etwas „verstimmt“ wären. Ja, das schränkt zuweilen sogar die Arbeitsfähigkeit ein; dann geht nur noch zwei oder drei Stunden am Tag arbeiten.

Ich wehrte mich mit allem in mir: „Ich bin doch nicht krank!“ Es ist nur, dass ein paar Dinge nicht so laufen, wie ich sie mir vorgestellt habe … ich schaute in meiner unsichtbaren psychologischen Werkzeugkiste nach, ob ich etwas finden würde, was mich aus der offensichtlich misslichen Lage herausholen könnte. Ah, genau: „Bewegung schafft Gefühle.“ Aber genau an jenem Tag regnete es in Strömen – kein Wetter für Sport (zumindest nicht für mich). Und wieder in Arbeit fliehen, fand ich auch nicht attraktiv. Der Haushalt war geputzt. …

Bestimmt kennst du solche Situationen. Man fragt sich, ob es noch irgendetwas Fröhliches gibt im Leben. Alles scheint so trist. Eigentlich eine Novemberstimmung – die sicherlich nicht in den Frühling passt. Plötzlich kam mir eine Idee. Da hatte ich doch eine Lieblingskomödie. Warum nicht einfach etwas Lustiges schauen, und mich durch Humor geradezu herausheben lassen.

Tatsächlich: Es hat funktioniert. Ich habe gelacht. Wenigstens hat die Bewegung der Gesichtsmuskeln eine gute Stimmung hervorgebracht. Und ich erlebte auch, dass sich im Humor die Tragik des Lebens relativiert. Meistens nehmen wir das Leben so ernst und die Probleme so schwer, dass wir vergessen, dass es noch mehr gibt in der Welt. Wir sind nicht allein und unsere individuelle Situation ist gar nicht einmal die Schlimmste auf der Welt. So gesehen können wir uns dankbar und glücklich schätzen. Während Dankbarkeitsübungen das ihre tun, hebt uns Humor noch einmal ganz anders heraus. Er versetzt uns in eine Leichtigkeit.

Forscher an der Universität Halle-Wittenberg haben das herausgefunden als sie ihre Humorstudie durchführten. Da sollte man am Abend entweder drei lustige Dinge notieren, oder alle lustigen Begebenheiten des Tages aufschreiben und erzählen, oder ganz aktiv Humor in den Tag zu bringen. Entweder lasen sie etwas Lustiges, oder schauten sich eine Komödie an, oder trafen sich mit Leuten, erzählten sich Witze. Alle Testpersonen verzeichneten nach diesen Übungen höhere Zufriedenheitswerte. Die Erklärung, warum Humor so gut wirkt und wir ihn einüben sollten, ist die Tatsache, so die Forscher, dass wir die Dinge oft funktional betrachten. Der Bus soll fahren. Eine Arbeit soll reibungslos fertig werden … Meistens sind wir gedanklich schon bei der nächsten Aufgabe oder dem nächsten Termin. Lachen wir über ungewollte Unterbrechungen, dann bringt es uns in die Gegenwart zurück. Wir akzeptieren die Situation und lassen unsere hochgesteckten Pläne los. Und bei einem zweiten Gedanken stellen wir fest, dass die Welt überhaupt nicht zusammenbricht.

Humor tut gut, weil wir dann anhalten. Er nimmt die Geschwindigkeit aus dem Leben. Vielleicht sollten wir das öfters üben, damit wir dann sogar über alltägliche Missgeschicke lachen können. Das wäre dann der Humor für Fortgeschrittene. Ich möchte mich sicherlich auch darin üben.

Machst du mit?!


Elke Pfitzer