Weniger arbeiten, mehr schlafen

Fünf Einsichten, die für ein ausgeschlafeneres Leben sprechen

Katze am Schlafen
Cat on bed. J. Triepke/CC BY 2.0

Normalerweise gelten wir als die Helden, wenn wir bis spät arbeiten, keine genügende Mittagspause einlegen. Nicht zuletzt lächeln wir nördlich der Alpen immer über jene Völker im Süden, die eine Siesta etabliert haben. Als ich während meiner Studienzeit ein Praktikum bei italienischen Ausländerseelsorgern in einer deutschen Industriestadt absolvierte, staunte ich nicht schlecht: Nach dem Mittagessen wurde sogar der Raum verdunkelt, indem die Ruhe stattfand! Erst recht kam es mir ewig lange vor – gegen 16 Uhr krochen meine Chefs wieder in ihr Büro, um weiterzuarbeiten. Zugegeben, die Arbeitszeiten waren verschoben. Samstags, Sonntags und meistens am Abend waren wir als Team bei den Ausländerfamilien unterwegs zu Pastoralbesuchen. Aber ich muss zugeben: Dieser Lebensstil fand in meinem Innern Resonanz. Schon früher zu Schulzeiten hatte ich Lernkurven studiert und versucht, meine „Hochs“ und „Tiefs“ zu optimieren.

Trotzdem scheint in unserer Kultur doch noch sehr viel nach der Uhr zu gehen und nicht nach einem gesunden Rhythmus. Hinzu kommt dann das Ansehen bei den Kollegen. Sicherlich will man nicht als faul dastehen. Auch erfolgreiche Unternehmerinnen wie Arianna Huffington von der Huffington Post erlebte die Grenzen ihrer extremen Geschäftigkeit – im Zusammenbruch. Sie kippte regelrecht vor Erschöpfung vom Stuhl. Jetzt hat sie ein Buch geschrieben mit dem Titel: „Die Neuerfindung des Erfolgs“. Es ist eben immer noch so, dass Erfolg in Geld und Macht gemessen wird.

So stehen wir vor der Aufgabe, wie wir das leben einfacher machen könnten. Und so fängt auch die amerikanische Unternehmerin in ihrem Buch beim Schlaf an. Weil: Ausgeschlafen gelingt uns alles besser! Wir erhalten die Kontrolle über unser Leben zurück. Entscheidungen fällen, geht leichter!

Eine zweite Einsicht ist, dass Schlaf genau so wichtig ist, wie Ernährung und Bewegung. Unser Immunsystem wird gestärkt und wir sind weniger anfällig für chronische Krankheiten. Aber eine Umfrage zeigte, dass 30 Prozent der Bevölkerung nur sechs Stunden oder weniger schlafen. Das ist alarmierend, weil sechs Stunden Schlaf wirklich als die untere Grenze der Schlafdauer betrachtet wird.

Schlaf ist eben auch eine Reparaturzeit für das Gehirn. Wir können uns weniger merken, gehen unnötig viele Risiken ein, sind weniger produktiv und reagieren überempfindlich, vor allem in Krisenzeiten. Eine Studie hat auch herausgefunden, dass anhaltende Schichtarbeit und unnormalen Schlafrhythmus langfristig dazu führen, dass das Gehirn schneller altert. Die gute Nachricht ist aber auch, dass dadurch entstandene Defizite durch normalen Schlaf über längere Zeit wieder behoben werden kann. In Berlin gibt es eine Schlafakademie. Deren Forscher raten uns allen, es gar nicht so weit kommen zu lassen. Sie sprechen vom „Rohstoff Schlaf“. Ein Drittel des Tages dürfen wir gerne dafür hergeben. Natürlich variiert das Bedürfnis individuell, aber zwischen sieben und acht Stunden dürfen es sicherlich sein.

Ich hatte bereits darüber geschrieben: Kaum jemand ist ein Nachtmensch. Damit das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet werden kann, darf es gerne um uns herum dunkler werden. Gegen 23 Uhr wechselt unser Körper auf Ruhe, um nach sieben bis acht Stunden wieder auf Aktivität zu schalten. Was unseren Vorfahren natürlich mit dem Tageslicht gegeben war, das müssen wir heute durch hohe Eigenverantwortung und Disziplin ausgleichen. Also, sämtliche Lichtquellen reduzieren, ausschalten – mindestens eine Stunde vor dem Schlafen auf „analog“ wechseln.

Eine letzte Einsicht betrifft die Qualität des Schlafes. Wenn die letzte Mahlzeit leicht und nicht direkt vor dem Schlafengehen liegt, erhöht das die Erholung im Schlaf. Alkohol würde den Schlaf ebenfalls stören. Mittlerweile kann ich auch keine aufregenden Filme spät abends schauen – sie beeinflussen meine Traumwelt zu sehr. Schlafforscher empfehlen deshalb Rituale und Meditationen vor dem zu Bett gehen, damit wir in eine ruhige Stimmung kommen.

Versuch’s und schreib hier unten, was dir hilft, um gut und genügend lange zu schlafen.

Bis zum nächsten Mal


Elke Pfitzer