Wenn Altes und Neues sich kreuzt

Jahresbeginn – für alle anders – und trotzdem gleich

Jiaozi zum Jahreswechsel. © Chinserve
Jiaozi zum Jahreswechsel. © Chinserve

Unser Neujahr ist schon eine Weile her. In Asien feiern die meisten Völker immer noch kräftig. Die ersten 14 Tage des Jahres gehören der Familie. Es ist das emotionale Auftanken für das ganze Jahr. Eine Freundin erzählte mir: Dann sitzen wir als Geschwister auf einem Bett und reden bis spät in die Nacht. Das vergangene Jahr wird mit all seinen Geschichten einander erzählt.

Ein Jahresbeginn ist für alle anders – und trotzdem gleich. In allen Völkern ist es das Bewusstsein, dass sich Altes und Neues kreuzt. Die Chinesen essen deshalb in diesen Tagen „jiaozi“ (ravioliähnliche Teigtaschen) – denn das Wort steht für Kreuzung. Schließlich kreuzen sich das alte und das neue Jahr. Für die Muslime dauert es noch bis zum Ende des Ramadan. Dann ist für sie Neujahr (25. – 27. Juni 2017).

Jeder Jahreswechsel ist geprägt von Innehalten und Feiern. Gefeiert wird mit mehr oder weniger Alkohol, Feuerwerkskörper und gutem Essen. Bleibt genügend Zeit – wie in Asien – dann bleibt auch Raum für das Innehalten. Irgendwann sind alle wichtigen Geschichten vom letzten Jahr erzählt. Dann befinden sich alle wie in einer neutralen Zone – im JETZT. Durchatmen. Einfach sein. Fühlen: Wer bin ich? Anhalten, damit die Seele nachkommt. Das können wir sicherlich von den Afrikanern lernen.

Wie war dein Jahresbeginn? Hattest du genügend Zeit und Raum zum Innehalten? Oder war er geprägt von der Erholung der Dezemberhektik? Oder warst du auch krank im Bett, wie so viele andere. Ein Glück, dass der Januar meistens noch etwas langsam anrollt. Die gute Nachricht ist, dass es zum Innehalten noch nicht zu spät ist: Die nächsten freien Tage stehen vor der Tür. Warum nicht Anhalten? Wie soll dieses Jahr 2017 aussehen? Was möchte ich erreichen? Welche Feste stehen an? Welche Bücher wollte ich schon lange lesen? Welcher Lebensbereich braucht besondere Beachtung – und damit auch etwas mehr Zeit?

Sicherlich wird daraus eine neue Lebensqualität entspringen. Hab Mut auch zwischendrin anzuhalten.

Herzlichst,


Elke Pfitzer