Wie Weisheit entsteht

Offenheit und Einfühlungsvermögen zahlen sich aus

Weisheit
Shower of Light. Hartwig HKD/CC BY-ND 2.0

In einer zersplitterten Welt sehnen wir uns nach dem vereinenden Faktor. Auf meiner Reise durch die Welt habe ich festgestellt, dass es kein Volk gibt, in dem nicht weise Menschen verehrt werden. Nicht die Reichen oder Intellektuellen, sondern die Weisen. Sie scheinen in allem Chaos der Gesellschaften der ruhende Pol zu sein – und zwar durch alle Jahrhunderte. In Europa waren sie eine Zeitlang an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Jetzt entdeckt ihn die Psychologie wieder. Weisheit ist ein Wert, der sich eben nicht kaufen lässt und auch nicht über Nacht entsteht.

Wen würden wir als weise Person bezeichnen?

Sicherlich verfügt diese Person über einen großen Wissens- und Erfahrungsschatz, womit sie kluge Ratschläge geben und schwierige Situationen überblicken kann. Ganz besonders schätzen wir an Weisen, dass sie ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen besitzen und sich wirklich um das Wohl des anderen sorgen. Meistens sind sie auch zufriedener, können besser mit Verlusten umgehen und man hat das Gefühl, dass sie einen Sinn im Leben gefunden haben.

Tatsächlich tut sich die Wissenschaft schwer mit einer Definition von Weisheit. Deren Forschung begann erst in den 1980er Jahren. Der Laie dagegen wird intuitiv gewisse Menschen als weise erkennen. Sie bezeichnen Menschen, die sich in andere hineindenken können und Mitgefühl für sie und für sich selbst entwickeln als weise.

Wie entsteht aber eine solche Weisheit?

Was muss ich tun, um auch so zu werden?

Die Forscher sind sich soweit einig, dass Lebenserfahrung inneres Wachstum fördert. so hat Weisheit sicherlich auch mit menschlicher Reife zu tun. Judith Glück hat dazu ein Modell aufgestellt, das erklärt, wie Weisheit entsteht. Demzufolge werden vor allem offene Menschen weise, weil sie eher bereit sind, aus Erfahrungen zu lernen und ihre Meinung daraufhin zu verändern. Zudem sei es hilfreich, sich mit den eigenen Gefühlen zu beschäftigen, die Emotionen wahrzunehmen, sie zuzulassen, aber sie auch der Situation entsprechend zu regulieren. Hinzu kommt das Fokussieren: Damit lassen sich weise Menschen von unwichtigen Ereignissen nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Sie reflektieren das Erlebte kritisch und haben gelernt, Lösungen zu finden und unterschiedliche Interessen auszubalancieren. Ebenso kennen diese Menschen die Grenzen der eigenen Kontrolle. Denn im Leben passiert viel, ohne dass wir es beeinflussen können. Weise Menschen wissen das und blicken entspannter in die Zukunft. Gerade weil sie bereits negative Erfahrungen gemacht haben, sind sie dankbar für die schönen Momente.

Weise Menschen gehen aber nicht nur mit dem Leid, das ihnen widerfährt besser um, sondern auch mit ihren eigenen Schwächen. Das ist keineswegs angenehm, aber absolut notwendig, um auch Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen. Denn dieser Charakterzug gibt jedem guten Ratschlag sein real erlebtes Fundament.

Wie viel Meditation zum „Weise-Werden“ beiträgt wurde mit bisher lediglich einer Studie untersucht. Es gibt Hinweise, dass sie sich sehr positiv auswirkt. Dabei wird aber auch klar, dass man Weisheit nicht trainieren kann. Inneres Wachstum kann man nur begrenzt kontrollieren. Wirklich weise Menschen wissen das.

Herzlichst


Elke Pfitzer