Zurück zum Papier!

Die Rache des Analogen

Vinyl
Vinyl. Steve Snodgrass/CC BY 2.0

Wenn wir uns doch schon in der Fastenzeit befinden und selbst DIE GRÜNEN in Deutschland sich für ein „Auto fasten“ bis Ostern ausgesprochen haben, dann möchte ich mich heute der digitalen Welt widmen. Besser gesagt, dem neuen Trend, dass Papier wieder in ist. In meinem Buch „Retro ist In. Leben in einer globalen Welt“ hatte ich bereits geschrieben, dass Menschen Halt suchen, ein Zuhause. Zudem ist der Mensch nicht ausschließlich dafür gemacht, sich in virtuellen Welten herumzutummeln. Und jetzt ist auch noch ein Buch herausgekommen „The Revenge of Analog“ von David Sax – Die Rache des Analogen: Warum wir uns nach realen Dingen sehnen.

Na, dachte ich, das sind deutliche Worte. Dabei habe ich doch eben die E-Bücher entdeckt, damit das Gepäck auf Reisen nicht mehr ganz so schwer wird. Die digitale Welt ist eine so grosse Hilfe in meinem Alltag. Und nun soll das Gute mir wieder ausgeredet werden …

Tatsächlich spricht dennoch einiges für Papier wie Forscher herausgefunden haben:

Notizen von Hand geschrieben

  • Aktiviert einen anderen Teil unseres Gehirns
  • Zwingt uns die Nachricht ganz zu prozessieren
  • Gibt uns mehr und bessere Anhaltpunkte für unser Gedächtnis
  • Lässt uns Konzepte besser verstehen, damit wir uns daran erinnern.

Notizen mit dem Computer zu machen, lenkt uns zu sehr ab. Der Professor im Fach Kommunikation kommentierte in der Vorlesung einer Freundin, das Verhalten seiner Hörer. „… und spätestens jetzt nach zwanzig Minuten in dieser Vorlesung, surfen sie im Internet nach den neuesten Angeboten, haben ihre Emails beantwortet und befassen sich damit, wo und was sie heute Mittagessen werden.“ Er hatte recht. Um meine Freundin herum waren alle gebannt an ihrem Bildschirm und jeder hatte ein anderes Fenster offen – aber sicher nicht die Datei der Mitschrift. Es funktioniert nicht. Es ist auch interessant, dass wenn wir Notizen tippen wir uns später weniger gut an den Inhalt erinnern können.

Der Mythos vom Multi-Tasking

Manche Kollegen schwärmen über das Hin und Her Springen – von einem Fenster zum anderen, von Emails über die Zeitung zur Einkaufsplattform … Aber die wenigsten haben die Gabe des sogenannten „Multi-Taskings“. Wir können Dinge nicht gleichzeitig machen – unser Hirn macht alles nacheinander – nur eben in Höchstgeschwindigkeit. Das allerdings führt zu schneller Ermüdung und verführt dazu, die eigentliche Arbeit zu verschieben und später machen zu wollen.

Das Beste von Beidem

Bei verschiedenen Tests kam ich als „Misch Typ“ heraus. So sehr die digitale Welt das Leben vereinfacht, so sehr liebe ich es, Vortragsnotizen von Hand zu schreiben. Erst recht seit es Apps gibt, die mir das Scannen meiner Handnotizen vereinfachen. Evernote ist so ein Hilfsmittel. Gemeinsam mit Moleskine – jene teuren Notizbücher – erkennt das Phone, was es digitalisieren soll. Manchmal wird sogar gerade die Handschrift konvertiert, so dass mit Stichworten nach Inhalten gesucht werden kann.

Was für unsere Arbeit gilt, trifft erst recht auf unser Beziehungsumfeld zu. Von beidem das Beste in den Alltag integrieren, das wäre das Ziel. Diese Reflexionszeit vor Ostern könnte uns dabei helfen, Beziehungen noch mehr „analog“ zu pflegen und die Oberflächlichkeit der virtuellen Freundeskreise mit etwas Tiefe zu ergänzen.

Versuch’s! Es geht – ohne etwas zu verpassen.

Schreib mir deine Erfahrungen damit.


Elke Pfitzer