Abgehängt?

Aspekte zur Digitalisierung im Alter

Online Fraud. Don Hankins/CC BY 2.0

Die neue Kampagne der Schweizer Bundesbahnen steht exemplarisch dafür, wie Senioren für die Digitalisierung gewonnen werden sollen. Eine ältere lächelnde Frau, die ihr Smartphone mit dem SBB App zeigt. „So leicht geht es jetzt, eine Fahrkarte zu lösen.“

Vergangene Woche war ich in einem Seniorenclub eingeladen und es sollte um die Digitalisierung im Alter gehen. Wie zu erwarten gab es unterschiedliche Stimmen. Die einen denken und sagen auch: „Das brauche ich nicht mehr!“ Sie leben glücklich und zufrieden mit ihrem Festnetzanschluss, Radio und Fernsehgerät. Sie wissen über das aktuelle Tagesgeschehen Bescheid und leben in ihrem lang aufgebauten Freundeskreis. Was braucht es mehr?

Andere haben ein Tablet und Smartphone, um mit der jüngeren Generation dranzubleiben. Da werden Fotos aus dem Urlaub den Großeltern geschickt und sie sind am Ball, was in Neuseeland läuft, wo sich der Enkelsohn mit seinen Freunden eine Auszeit gönnt. Zugegeben: Immer mal wieder muss jemand von den „Jungen“ vorbeikommen, um die Geräte wieder mit Passwörtern und Updates flott zu machen und zum hundertsten Mal erklären, wie das mit den Anhängen bei Mails und Kurznachrichten funktioniert. Wer schon immer neugierig war, drückt und versucht sein Bestes mit den Wunderkisten.

Trotzdem haben sich letzte Woche die Menschen in jener Gruppe auch die Frage gestellt:

„Welche Aufgabe haben wir noch?“ Was ist unser Beitrag zum Gelingen der Gesellschaft. Denn, ehrlicherweise, haben die Großeltern etwas Angst um die jungen Leute.
„Was machen unsere Enkel?“ „Sie müssen sich mit all dem Neuen auseinandersetzen.“

Eigentlich sind die Fragen nicht neu. Es geht immer darum, wie wir uns zu technischem Fortschritt stellen. Das ist dann eigentlich eine Haltungsfrage: Denken wir, dass die Welt immer besser oder eher immer schlechter wird?

Danach folgt die Wertefrage:

Was dient? und: Zu welchem Zweck?
Welche Werte halten wir hoch? Sind sie eindeutig, oder gibt es Wertekollisionen? Grundsätzlich würde ich vorschlagen zu fragen: Wie kann das Leben, zwischenmenschliche Beziehungen, Kommunikation und Kreativität gefördert werden? Das ist Teil einer jeden ethischen Entscheidung.

Wenn im Zeitalter der Digitalisierung und der Erforschung künstlicher Intelligenzen Werte, Kreativität und Teamwork besonders gefördert werden müssen, erhalten Musik, Kunst und Sport eine neue Aufwertung. Wollen wir die nächste Generation auf ein Leben mit einer sinnvollen bezahlten Beschäftigung vorbereiten, dann braucht es in Schule und Familie Zeiten und Orte, in denen diese Fähigkeiten gefördert werden.

Wir haben ein paar praktische Beiträge von Senioren dazu gesammelt:

Fahren wir die Jüngeren zum Sporttraining!
Kochen wir und laden sie ein, das aktuelle Weltgeschehen zu diskutieren!
Besuchen wir ihre Konzerte und Ausstellungen!

Manchmal sind es die kleinen Dinge in die richtige Richtung, mit der wir die Zukunft gestalten – auch noch im hohen Alter!


Elke Pfitzer