Das Heimatgefühl entsteht im Ausland

Wenn Trennungen zu neuer Verbundenheit führen

Nanoparticle Trapping. Oak Ridge National Laboratory/CC BY 2.0

Erst im Ausland stellt man fest, wie sehr man der Heimat anhängt. Heimat prägt unsere Identität. Besonders wenn es darum geht, den eigenen Nationalfeiertag zu begehen – womöglich mit Fahne und Hymne. So manches Mal bin ich der Frage begegnet, warum Angehörige einer eingewanderten Volksgruppe hierzulande demonstrieren – gegen die Ungerechtigkeiten in ihrem Land oder sogar für ihren Präsidenten zu Hause. Sie mögen doch bei sich zu Hause auf die Straße gehen …

„Woran liegt das?“

Warum werden wir im Ausland zu Patrioten?

Erst kürzlich bin ich über ein Prinzip gestolpert, das auch darauf Antwort gibt. Da heißt es, dass erst wenn etwas getrennt, eine Verbindung entstehen kann. Seither bin ich dieser Separation, die neue Connection schafft, auf der Spur.

Eigentlich wissen das schon die kleinen Kinder beim Lego-Spielen. Ich muss etwas trennen, damit ein Teil wieder frei wird, um mit dem Neuen, das ich gerade baue verbunden zu werden. Naja, dachte ich, beim Legospiel kann ich das verstehen. Aber wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht, dann bedeutet Trennung für mich Schmerz. Als Gemeinschaftsmensch vermeide ich so gut es geht Trennung als auch Schmerz. Beides ist für mich negativ belegt.

Deshalb musste ich lernen, dass Trennung eben auch heißt sich von anderen abzuheben, sich zu differenzieren, um neu und vielleicht so gar nützlicher verbunden zu werden. Jeder Wechsel des Arbeitsplatzes ist ein Beispiel dafür. Trennen und wieder verbinden macht neue Integrationen erst möglich. Dies wiederum führt zu Lebendigkeit und Harmonie wie wir sie zuvor nicht kannten. Es ist sozusagen die Grundlage von guter Gesundheit. Es schafft die Basis für Entwicklung – als Mensch, als Abteilung, als ganze Firma.

So muss die Trennung vom eigenen Heimatland gar nicht so schlimm sein. Sie ermöglicht neue Verbindungen, schafft kreative Erfahrungen und lässt uns charakterlich reifen. Denn wer immer verbunden ist, schwimmt unschuldig naiv mit dem Strom der Gesellschaft. Erst wer längere Zeit im Ausland gelebt hat, entwickelt einen eigenen Charakter. Erst die Fremdheit der anderen Kultur lässt uns die Heimat reflektieren – und schätzen. Und die Psychologie weiß, dass sich charakterstarke Personen in einer tieferen Dimension neu verbinden – sowohl mit anderen Menschen, aber auch mit ihrem Herkunftsland.

So wissen alle weise Eltern, Chefs und Lehrer, dass es nicht nur zum guten Ton gehört, „mal weg zu gehen“, sondern es geradezu eine Notwendigkeit ist, um den eigenen Charakter auszubilden. Alle jungen Erwachsenen tun gut daran, ihre Ausbildung und ihr Leben entsprechend zu planen. Der Gewinn für das eigene Leben wird von allen bestätigt, die bereits über Auslandserfahrung verfügen.

Was sind deine Erfahrungen zu trennenden Erlebnissen? Schreib hier unten einen Kommentar.


Elke Pfitzer