Glücklich sein ist nicht alles

Wie die tiefere Suche nach Sinn im Alltag gelingen kann

A cottage garden. Frank Pickavant/CC BY-ND 2.0

Eine Trendwende hat sich ereignet. Bisher lag das Streben nach Glück an erster Stelle. Damit verbunden hat man das „Sich-Wohlfühlen“, Spaß haben und ein lockeres Leben führen. Jetzt hat die amerikanische Psychologin Emily Esfahani Smith ein Buch herausgegeben mit dem Titel: Glück allein macht keinen Sinn.

Insgeheim hatten wir es geahnt, dass Glück allein unser Leben nicht bereichert. Viel entscheidender, so Smith, sei das Streben nach Sinn. Das, was schon Aristoteles mit „Eudaemonia“ beschreiben hat, nämlich ein gutes Leben führen, Gutes zu tun und gut zu sein. Dieser Weg führt vielleicht nicht zu einem angenehmen, aber sicher zu einem erfüllten Leben.

Der psychischen Gesundheit wegen

Vielleicht brachte uns das Streben nach Glück so viele depressive Mitmenschen. Jene, die nicht mithalten konnten. Jene, die immer schon nach einem tieferen Sinn im Leben suchten. Jetzt scheint sich die Positive Psychologie weiterzuentwickeln. Die Suche nach Glück allein bringt keine Erfüllung. Erst wenn Menschen spüren, dass das, was sie tun, sinnvoll ist, zu einem größeren Ganzen beiträgt, stellt sich ein Gefühl von tiefer Zufriedenheit ein. So gibt es nun Studien ganz verschiedener Art, die dies belegen. Es ist die Offenbarung, dass alleiniges Glücksstreben eher oberflächlich ausfällt. Ein sinnhaftes Leben dagegen dreht sich um Kontakt und Bindungen und um den Wunsch, zu einem größeren Ganzen beizutragen, Anstrengungen zu unternehmen, um etwas zu schaffen. Menschen, die ihr Leben als sinnhaft erfahren, fühlen sich langfristig ausgeglichener sind psychisch und körperlich gesünder, widerstandsfähiger und seltener depressiv. Sogar in schweren Zeiten sind sie zufriedener.

Wege, im Alltag Sinn zu finden

„Die Jagd nach Glück sorgt für ein egozentrisches Leben ohne Tiefgang und macht langfristig sogar unglücklich“, erklärt Emily Esfahani Smith.

Doch wie finden wir einen Sinn im Leben? Wie kann ich den Weg zum „guten Leben“ beschreiten? Die neueste psychologische Forschung hat ein paar wenige Faktoren entdeckt, die in einem sinnvollen Leben immer wieder vorkommen. Zentral ist demnach das Gefühl der Zugehörigkeit zu anderen Menschen. Damit ist vor allem gemeint, dass man sich mit anderen verbunden fühlt, für eine Familie, Freunde oder Nachbarn sorgt, in ihren Leben eine Rolle spielt. Das gibt das Gefühl, wichtig und bedeutsam für andere zu sein.

Hinzu kommen, eine Bestimmung im Leben finden, anderen helfen zu können und einen positiven Beitrag für die Allgemeinheit zu leisten. Damit wird sich das Individuum als ein Teil eines bedeutungsvollen Ganzen sehen. Es ist die alte Suche des Menschen, welchen Platz man in der Welt einnimmt. Im Alltag erleben das Menschen im Museum, bei einem Konzert, in der Natur – immer dann wenn sie sich Zeit nehmen, sich über das Alltägliche zu erheben und sich dann in einer Weltordnung eingebettet fühlen.

Du sollst blühen!

Flourishing, „Aufblühen“ ist das Schlagwort dazu. Menschen, die in ihrem Leben „blühen“, bezeichnen sich als froh und fühlen sich als wertvolles Mitglied in der Gemeinschaft. Hier verbindet sich Glück mit Sinn. Diese Menschen suchen nach Wegen, zum Glück anderer beizutragen. So können wir alle den täglichen Aufgaben einen positive Bedeutung verleihen und definieren für wen und warum ich wasche, putze, koche, Rasen mähe, Unkraut jäte …

Sag das deinen Freunden weiter und macht euch gemeinsam auf die Suche nach Sinn – im Großen wie im Kleinen.


Elke Pfitzer