Mach weiter!

Vom kleinen Ding, aufzugeben

Go! Efren Rodriguez/CC BY 2.0

Es ist immer einfacher aufzugeben, als durchzubeißen und weiterzumachen. Eltern sollten ihre Kinder so lieben, dass sie es sicher nicht zulassen, dass ihr Kind aufgibt. Besonders in jüngeren Jahren, wenn der Sportclub oder der Musiklehrer nicht mehr den gewünschten „kick“ geben. Wenn die anderen Freunde nicht mehr zum Training gehen. Genau dann ist es ein kleiner Schritt zu sagen: „Ach, ja, das war eine Saison. Hör einfach auf.“

Wir Menschen wollen genau dann aufgeben, wenn das Leben anstrengend wird und die anfängliche Begeisterung verflogen ist. Es gibt zwei Arten von Menschen: Die einen hatten eine strenge Erziehung, und wurden als Kinder angehalten, etwas fertig zu machen, durchzuhalten, Verpflichtungen einzuhalten. Offensichtlich wissen jene Eltern vom Gewinn des langfristigen Übens. Diese Eltern wissen auch, dass in einem Genie 10 % Begabung und 90 % Übung steckt.

Andere Eltern haben Mitleid mit ihren Kindern, wenn es nicht so reibungslos läuft. Sie möchten ihre Liebe zeigen und erlauben ihnen aufzugeben. Unsere Spaß-Gesellschaft hat uns lange genug gesagt, dass die Freizeit mit Sport und Musik Spaß machen muss. Es ist der Ausgleich zur harten (Schul-)Arbeit.

Was wäre aber, wenn wir die Freizeit auch als Teil unseres Reifwerdens ansehen würden? Sind nicht Sport und Musik die andere Seite der Medaille? Tatsächlich wechseln Heranwachsende öfter den Sportclub oder das Musikinstrument als die Schule.

Das alles kommt aus der Perspektive heraus, dass wir es als Erfolg ansehen, wenn wir Spaß haben und die Dinge leicht gehen. Deshalb plädiere ich dafür, Erfolg neu zu definieren: Erfolg ist auch, wenn ich eine schwierige Situation gemeistert habe. Ich habe Hindernisse überwunden, ohne zu wissen, was danach kommt. Ich bin hindurchgegangen. Wenn wir unsere Kinder und Jugendlichen zu dieser Grundeinstellung anleiten, machen wir sie zu widerstandsfähige Menschen. Sie lernen nicht nur resilient zu sein, sondern werden zu standhaften Führungspersönlichkeiten. Natürlich werden wir sie durch alle Schmerzen hindurch begleiten und mit ihnen leiden. Vielleicht ist das die Liebe mit dem Weitblick, die wir Erwachsenen neu betonen sollten. Aufgeben, etwas nicht mehr zu üben, hat enorme Wirkung auf das ganze Leben. Sei heute ermutigt, durchzuhalten, es noch einmal zu versuchen, in kleinen Schritten dich durch unwegsames Gelände zu manövrieren, ohne zu wissen, wie es dahinter aussieht. Du wirst innerlich gestärkt und erfolgreich auf diese Zeit zurückschauen.

Herzlichst,


Elke Pfitzer