Lassen sich Trennung, Tod und Trauer transformieren? (Teil 2)

Hoffnungsgedanken im Monat November

Im ersten Teil dieses Blogs habe ich den Vorschlag gemacht, sterben im Plural zu sagen: Wir sterben. Eine hoffnungsvolle Sicht auf den Tod können wir nur entwickeln, wenn wir ihn nicht als Sinnvernichter ansehen, sondern als Sinnstifter par excellence.

Plädoyer für Dankbarkeit.

Es tut gut, sich vor Augen zu malen, was wir unseren Vorfahren verdanken. Gutes übernehmen wir, von den negativen Seiten lernen wir.

Plädoyer für generationenübergreifende Beziehungen.

Wenn wir Beziehungen unterschiedlichen Alters in der Familie und im Freundeskreis pflegen, dann leben wir realitätsbezogener und verfallen nicht einem Ideal der ewigen Jugendlichkeit. Deshalb ist das Generationendenken so wesentlich. Es macht Geschichte lebendig. Früher war das sehr natürlich. Auf einem Bauernhof lebten drei oder vier Generationen zusammen und aßen an einem Tisch. Heute ist alles sehr segmentiert und wir müssen bewusst Schritte gehen, Telefonate tätigen, um die Barriere des engen Kreises der Gleichaltrigen zu durchbrechen.

Plädoyer für ein neues Geschichtsbewusstsein.

Im Bewusstsein unserer Vorfahren erhalten Biografien einen neuen Stellenwert. Dies stärkt auch unsere eigene Reflexion auf das Leben und welche geschichtlichen Fussabdrücke wir auf dieser Welt hinterlassen. Was bleibt von mir?

Plädoyer für das Ringen, ob nicht doch etwas nach dem Tod kommt.

Nirgendwo zeigt sich die eigene Grundüberzeugung stärker als bei diesem Thema. Nichts, was unserem Leben wirklich Bedeutung verleiht, endet mit der eigenen Existenz. Und so stimmt es wohl, wenn es heisst: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Aber: Können wir ohne Religion hoffen?

In unserer Zeit ist öfters zu hören: „Es ist noch keiner von den Toten zurückgekommen, um uns zu erzählen, wie es im Jenseits ist.“ Das stimmt nicht ganz. Vor Zweitausend Jahren ist genau einer zurückgekommen, der sogar für uns Menschen die Tür zu jenem neuen Leben im Jenseits geöffnet hat. Und im bislang christlichen Abendland wurde uns das verkündet. Mit Ostern wurde der Tod transformiert und sogenanntes ewiges Leben in Gemeinschaft mit diesem liebenden Gott möglich. Wir sollten nicht so tun, als ob wir noch nie erwogen hätten, die Frage nach der Unsterblichkeit der Seele mit der Wahrscheinlichkeit eines Lebens nach dem Tod zu beantworten …

Plädoyer für eine wahre Sicht des Menschseins

Sich mit der eigenen Sterblichkeit zu versöhnen, setzt voraus, dass wir uns als Geschöpfe verstehen und nicht als Götter! Wer mit einer potenziell tödlichen Immunerkrankung lebt, kennt die Erfahrung der beständigen Todesnähe. Vielleicht ist es unser aller Aufgabe, im Leben das Sterben zu lernen. Das wird uns als Menschen sicherlich größere Reife geben.

In diesem Sinne muss der November gar nicht so traurig sein, sondern stimmt uns ein in die adventliche Meditation über die eigene Lebensführung. So wirft das Licht der vielen Weihnachtskerzen bereits ihre Schatten voraus. Lassen wir uns anstecken von der Hoffnung, dass jede Dunkelheit in Licht verwandelt werden kann!

Herzlichst,

Elke Pfitzer