Mit Emotionen zum wirtschaftlichen Höhenflug

Wenn das Menschliche wieder Wert bekommt

Wirtschaft und Emotionen scheinen sich konträr gegenüber zu stehen. Während Künstler das Ende der rationalen „Moderne“ bereits in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts angesagt haben, war der Wirtschaftsbereich bisher von Zahlen und Fakten geleitet. Sicherlich war das Marketing darin eine Ausnahme, denn Werbung wurde bereits in den letzten Jahrzehnten immer emotionaler und sinnlicher.

Jetzt zeichnet sich eine neue Welle der Emotionen ab. Vielleicht ist es auch als Gegentrend zur Forschung im Bereich der „Künstlichen Intelligenz“ zu verstehen.

Dem zugrunde liegt die Frage: Wer ist der Mensch? Was macht den Menschen aus und wohin entwickelt er sich? Wird der Mensch eine Maschine oder die Maschine ein Mensch? Emotionen sind sicherlich ein Kennzeichen des Menschlichen. Empfindungen lassen sich bisher unter freien Menschen nicht von außen steuern, lediglich hervorrufen. Und selbst dann reagiert jede Person anders auf Situationen und Umstände. Auch unter den Persönlichkeiten neigen die einen eher zu rationalem Denken, andere gehören zu den Fühlenden.

So ist die Auseinandersetzung mit den Emotionen in der Gesellschaft nicht ganz neu. Und doch scheint sich der Wirtschaftsbereich erst jetzt wirklich damit auseinanderzusetzen. Dabei ist klar, dass Emotionen auch die Wirtschaft von morgen prägen. Das Zukunftsinstitut schlägt dazu vor, mehr in Lebensstilen als in Zielgruppen, in Wertegemeinschaft anstatt Individuen zu denken. Tatsächlich lassen sich Kunden nicht berechnen. Deshalb der Rat an die Unternehmerinnen und Unternehmer sich noch mehr auf ihre eigenen emotionalen Fähigkeiten zu stützen. Die heutigen Analysemöglichkeiten können nur Hilfestellung für die eigene menschliche Entscheidung im Betrieb sein.

Eigentlich ist es ein Appell an Führungskräfte in der Wirtschaft, ihre eigene Selbstreflexion und ihr emotionales Lernen zu stärken, damit sie den Menschen neu zuhören und zusehen können. Das würde die Chance zur Emanzipation erhöhen. Denn so wird der zufriedene Mensch Ausgangspunkt neuer Überlegungen.

Resonanz nennt man den Raum, in dem Emotionen, Kreativität und Selbstorganisation Platz haben. Es sind nicht mehr Regeln und Erwartungshaltungen, sondern Wert-Angebote, denen sich die Mitarbeitenden anschließen können. Es sind vor allem langfristige Werte, die anhaltende Aufmerksamkeit und Zustimmung des Teams erhalten.

Es ist allerdings ratsam sich nicht hinter einem Werte-Wortschwall zu verstecken. Besser wäre es, in die Tiefenanalyse zu gehen: Was sind die dominierenden Emotionen in meiner Firma? Sind es wirklich jene, die ich als betriebsleitende Person möchte? Vielleicht muss dann auch die Vision neu formuliert werden, weil das Anliegen des Unternehmens bewusst wird. In der Folge besteht die Aufgabe, Rahmenbedingungen für Vertrauen, Wertschätzung, Bewusstsein und Achtsamkeit im Unternehmen Raum zu geben.

Auf diese Weise verändert sich der Wortschatz der Wirtschaft, vor allem im Personalbereich: Es geht um das selbstwirksame Handeln aller (!) Mitarbeitenden. Werte sind dann die Grundlage für die Beziehungen innerhalb der Arbeitsteams. Und die Schlüsselemotionen sind die Triebkräfte neuer Visionen.

Hab Mut, neue Wege zu gehen, eine neue Sprache zu sprechen, um deine Firma in eine neue Epoche zu führen.

Herzlichst,

Elke Pfitzer