Drei Gewohnheiten lebenslang Lernender

Wie wir Belehrbarkeit für unser persönliches Wachstum nutzen

Das Studium von Biografien ist faszinierend. Erst recht, wenn es Menschen sind, die in irgendeinem Lebensbereich „Erfolg“ hatten. Ein Charakterzeug zeigt sich bei allen: Sie sind alle lebenslang Lernende.

Es ist ein Geheimnis: Je mehr du lernen möchtest, desto mehr Menschen wollen dir helfen. Es stimmt immer noch: Wenn der Schüler bereit ist, taucht der Lehrer auf. Und wenn der Lehrer auftaucht, wird der Schüler besser. Soll das ein Leben lang anhalten, dann werden uns drei Gewohnheiten zum Erfolg verhelfen:

1. Ich weiss es nicht.

Anzuerkennen, wie wenig wir wissen ist das Geheimnis dafür, mehr lernen zu wollen. Denn nur so wird auf einer emotionalen Ebene die Neugier geweckt. Deshalb prägten die griechischen Philosophen den Spruch: Ich weiss, dass ich nichts weiss. Als Schüler kam das mir und meinen Klassenkolleg*innen sehr seltsam vor. Dabei sollten Philosophen doch den Weg zur Weisheit zeigen. Mittlerweile kann auch ich immer öfter sagen: Ich weiss es nicht. Nicht als Entschuldigung, sondern als Ansporn, mich auf die Suche nach einer Lösung oder eines besseren Wissens zu machen. Auf diese Weise erlebe ich das Leben in den letzten Jahren als noch spannender. Es eröffnet sich mir eine noch grössere Welt. Es ist also nicht eine falsche Demut oder ein künstlicher Zustand. Es ist eine Haltung. So kann ich offen in Sitzungen gehen und auch mal sagen: Ich weiss es nicht. Das setzt dann interessante Teamprozesse in Gang.

2. Einmal Student*in, immer Student*in.

Beim Bücherlesen wird mir das immer wieder vor Augen gehalten. Es ist die Haltung des Lehrlings. Manchmal schauen wir auf Lehrlinge herab: Ach, die Unwissenden, die Jungen, die Unerfahrenen. Kein Wunder möchte jeder Lehrling möglichst schnell „aufsteigen“. Und wenn es nur ins zweite Lehrjahr ist und es einen anderen „Neuen“ gibt. Wir leben in einer Welt, in der wir alles sofort haben wollen – auch die Expertise. Aber das geht eben nicht. Exzellenz erfordert Zeit. Bei Künstlern ist uns das eher bewusst. Ihrem Ruhm gehen Jahre des stillen Arbeitens im Atelier voraus – und das Assistieren ihrer Lehrer. Deshalb werden alle Studierenden von Hochschulen im Arbeitsleben zuerst durch eine gewisse Lehrlingszeit gehen. Sie bringen zwar gewisse Vorkenntnisse mit, aber sie sind zunächst Lehrlinge oder schöner gesagt: Assistenten. Wo immer du bist: Sei im Innern ein Lehrling. Immer.

3. Werde für jemanden anders zur Fallstudie

Für lebenslang Lernende wird jedes Buch und jedes Gespräch zur Bildung. Was sie im Alltag erleben, positiv oder negativ, sind ihre Lektionen. Schlussendlich geht es um Mentoring. Vielleicht noch eine Stufe tiefer. Diese dritte Gewohnheit beinhaltet das mitzuteilen, was wir von unseren Beeinflussern gelernt haben. Wir ehren unsere Lehrer am meisten damit, wenn wir anderen sagen, was sie uns beigebracht haben. Auf diese Weise entsteht ein Netz an Beziehungen und wir werden zum Fallbeispiel für sie. Wir bewundern unsere Meister nicht nur, sondern zeigen, dass ihre Prinzipien und Methoden funktionieren.

Wenn du das tust, dann schreib diesen Menschen doch auch hin und wieder, wofür du dankbar bist und wie sie dir geholfen haben zu einem gewissen Resultat zu kommen. Die Hälfte von jenen Menschen wird dir zurück antworten und meistens ist das der Beginn für eine weitere Zusammenarbeit und grösserer Reichweite.

Bleib dran – das Leben hat noch mehr zu bieten!

Herzlich,

Elke Pfitzer