Krank und gekränkt durch die Zeit

Das Angebot zur Heilung unserer Seelen

Wir sind krank. Das Virus droht uns alle zu infizieren. Die Angst vor Krankheit und Tod lähmt sichtlich das gemeinschaftliche Leben. Noch viel krasser ist die Tatsache, dass wir in einer Gesellschaft gekränkter Menschen leben.

In der Ehre verletzt. Der Übergang aus der Moderne zur Postmoderne war auch der zunehmende Verlust von Schulderkenntnis und der vergebende und versöhnende Umgang mit Fehlern. Mittlerweile bezeichnet man unsere Gesellschaft als Scham-Gesellschaft. Hier steht die Ehre des Einzelnen und der Gruppe im Vordergrund. Auf diese Weise liegt der Schwerpunkt auf dem Opfer, das gekränkt wird – und wenn es sich nicht versöhnlich zeigt, daran krank wird.

Und fast haben wir vergessen, dass der Schuldige sich zu entschuldigen hat. Wie bei den Völkern in Asien geht der Verursacher meist zur Tagesordnung über. Er verschwindet für eine gewisse Zeit, bis er annimmt, sein Opfer hat die Tat vergessen und keine Rache mehr zu fürchten ist. Bei der Rückkehr und einem Zusammentreffen ist dann alles wieder gut … – das ist zumindest die Hoffnung.

Tief innen drin hinterlässt diese Einstellung aber eine kranke Gesellschaft. Denn dieses Gefühl der Kränkung und des Verlusts von Ehre wird sogar an die nächste Generation weitergegeben. In einem Dorf ist das oft extrem zu spüren. Eine gekränkte Seele versprüht ihr Gift noch sehr lange. Bis sich irgendein Nachkomme dazu verpflichtet fühlt, „Gerechtigkeit“ zu schaffen. Anscheinend entspringen sogar Amokläufe solchen Kränkungen aus der Kindheit und Schulzeit.

Kränkungen können von außen nur schlecht angesprochen werden. Sie sitzen tief und schlummern vor sich hin – bis eine weitere Situation entsteht und die Vergangenheit aufflammt; Diese zunehmende Bitterkeit gleicht einem Teufelskreis, der nicht leicht zu durchbrechen ist.

Jedes Weihnachten scheint eine neue Gelegenheit zu sein, dass unsere Krankheit und alle Kränkungen des Jahres einen Heiland finden; Einen Retter, der bereits bei seiner Geburt die Kränkung erfährt, wie ein Tier auf Heu und auf Stroh zu liegen – und nicht auf samtigen weichen Kissen. Er ist den Mächtigen ausgeliefert – von Anfang an.

Was immer im vergangenen Jahr in deinem Leben war – es gibt einen Ort, wo du alles abladen kannst: die Krippe im Stall zu Bethlehem. Hab Mut und trete herzu! Gib diesem Heiland alles und dich selbst.

Frohe Festtage!

Elke Pfitzer