Reboot

Mit einem leichten Herzen lebt es sich leichter

Vor einigen Monaten bereits war ich auf das gleichnamige Buch von Jerry Colonna in einer Buchhandlung gestoßen. Vielleicht war es so eine Vorahnung, dass wir das Leben neu angehen müssen. Nicht nur zu Pandemie-Zeiten, sondern auch persönlich gibt es tatsächlich Phasen im Leben, wo es nicht mehr weitergeht.

Das Wort Reboot versetzt mich dreißig Jahre zurück, als ich auf den ersten Desktops arbeitete und diese immer mal wieder „hängenblieben“. Dann hieß es „reboot“, damit das System wieder normal lief.

Ich fühlte mich vom Titel auf jeden Fall angesprochen. Den Autor kannte ich nicht. Da er in diesem Buch allerdings sehr autobiografisch vorgeht, hat sich das geändert. Zusammenfassend könnte man sagen, er ist ein suchender Realitätsforscher und erfolgreicher Berater von Führungskräften, der dem tibetischen Buddhismus nahe steht.

Man könnte das Buch als grundlegend ehrlich bezeichnen. Und einmal mehr ist es hilfreich, die richtigen Fragen zu stellen. Erst recht, wenn es darum geht, authentisch und echt zu führen.

Ehrlichkeit. Nein, nicht gegenüber dem Finanzamt. Zunächst einmal mir selbst gegenüber. Denn was in mir schlummert, so Colonna, das tritt in meinem Arbeitsleben und in meiner Art zu führen immer an den Tag. Und wieviele Abteilungen in Unternehmen kämpfen um eine gute Atmosphäre im Team?

Jerry Colonna schlägt eine radikale Selbstbefragung vor, um unserer Identität auf die Spur zu kommen. Die meisten Leute bleiben bei der Frage: stehen: „Wie mache ich …“ und erhalten praktische Fähigkeit, um zum Ziel zu kommen. Die meisten Ausbildungen heutzutage haben denselben Ansatz. Aber um zum „Warum“ vorzudringen und schließlich zum eigenen Ich gräbt er als Berater grundsätzlich etwas tiefer. Er hat keine Angst vor dem, was dann in seinem Gegenüber alles zutage tritt: Angst, alte Muster und Selbstanklage. Diese emotionale Seite drücken wir in der Hektik des Alltags einfach weg und tun so, als ob nichts gewesen wäre. Und interessanterweise: Alle denken, sie seien allein mit diesen Gefühlen. Deshalb schlägt Colonna vor, dass es auch die geteilte Erfahrung braucht, um schlussendlich zu besserer Führung und größerer Resilienz zu gelangen.

Es lohnt sich, den Dingen auf den Grund zu gehen. Aber es muss wirklich ruhig werden, damit Gefühle überhaupt wahrgenommen werden können. Und dann die so dringende Erfahrung: Du bist nicht allein. Sie macht uns Mut, auch in die dunkelsten Bereiche unserer Lebensgeschichte vorzudringen. Sehnen wir uns nicht nach einem authentischen Leben? Und trotzdem unterliegen wir immer wieder der Selbsttäuschung.

So wären da ein paar Fragen, die Jerry Colonna stellt:

  • Wie fühlst du dich heute über dich selbst?
  • Was sagst du nicht, das gesagt werden muss?

Öffne dich. Steh still. Sei neugierig, was dann zum Vorschein kommt. Es könnte allerdings etlichen Mut kosten, dem standzuhalten, was unsere Erinnerungen an die Oberfläche transportieren. Aber dieses Öffnen ist notwendig, damit der Schmerz, der darin eingeschlossen war, überhaupt raus kann.

Erleichtere dich von altem Ballast. Mit einem leichten Herzen lebst du länger!

Herzlich,

Elke Pfitzer