Traumberuf: Dirigent
5 Wege, das Potenzial einer Gruppe zu fördern
Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker gehört zum Standardprogramm meiner Eltern. Als Kind verstand ich es nie wirklich, weshalb der Dirigent die wichtigste Person sein sollte – er spielt kein Instrument, sondern fuchtelt irgendwie mit seinem Taktstock; so jedenfalls interpretierte ich es damals.
Mittlerweile sitze ich fasziniert in Konzerten von Orchestern und staune, wie alles harmoniert und Nuancen und Feinheiten der Partitur zum Klingen kommen. Idealerweise ist ein Dirigent der Katalysator für gegenseitiges Verständnis, damit das Orchester besser ist als seine einzelnen Instrumente. Die Herausforderungen im Wechsel vom Solokünstler zum Dirigenten sind nicht zu unterschätzen. Das erleben wir nicht nur im Falle eines Orchesters, sondern überall, wo Gruppen sich treffen, oder irgendeine Aufgabe erledigt werden soll. Es gehört eine gehörige Portion Überzeugung dazu, dass das Potenzial einer Gruppe immer grösser ist als das einer Einzelperson. Immer wieder hat die Geschichte gezeigt, dass wenn Menschen zusammenarbeiten, sie fast unbegrenzte Möglichkeiten haben.
Allerdings braucht es dazu einen Perspektivenwechsel: Wer über Führungsqualitäten verfügt, sieht meistens mehr und sehr früh, bewegt sich schnell und entschieden. Deshalb ist es für eine solche Person eher schwieriger, mit den Leuten zu reisen. Tatsächlich ist die Position einer Führungskraft nicht statisch. Leitung ist dynamisch. Sie tanzt gewissermaßen um die Gruppe herum. Sie sollte den Leuten voraus sein und doch nah genug an ihnen bleiben; sie muss bei ihnen sein, ihnen zuhören und trotzdem mit ihnen über die Reise sprechen; sie ist hinter ihnen und ermutigt die Gruppe weiterzugehen. Das gleicht einem Tanz, der sehr viel Feingefühl und Sensibilität erfordert. Die leitende Person ist immer um die Leute und gibt ihnen Energie. Es geht um alle, die involviert sind. Aber wie gelingt uns das am besten? Hier fünf Aspekte dazu:
1. Erkenne, dass du andere brauchst.
Normalerweise denken wir, dass die Menschen uns als Leiter brauchen. In Wahrheit ist es andersherum. Wir ergänzen einander. Das schafft eine Kultur des Gewinnens. Es hebt die Moral der Leute, es ermutigt alle. So freuen sich alle an der Arbeit, am Projekt, am Leben.
2. Verstehe die anderen.
Viele Freischaffende könnten ihre Ziele allein erreichen. Gute Solokünstler sind ein Beispiel dafür. Aber niemand wird ein guter Dirigent, wenn er die anderen Menschen nicht versteht. Manche Leiter sehen das Orchester nur als Begleitung an. Sie denken dann nur an ihre Vision, ihre Agenda, ihre Reise, ihre Talente, ihr Herz. Aber es braucht den Wechsel, dass der Leiter die Gedanken, Wünsche, Talente, Beiträge und Reise versteht. Tangotanzen gibt ein besseres Verständnis dafür. Wer führt muss verstehen, wie es sich anfühlt, geführt zu werden. Und wer folgt, muss vertrauen können und sich gemeinsam zur Musik bewegen. Nur gemeinsam kann getanzt werden.
3. Das Leuchten der anderen.
Die andere Person wird in Position gebracht, Erfolg zu haben. Es ist wichtig, das Potenzial in den anderen zu sehen und sie vor allen zu ehren. Ein guter Dirigent lädt dazu ein, die Vision umzusetzen. Nimm Notiz von dem, was die Spielenbden gut machen und mach ihnen Komplimente dafür. Und nicht zuletzt: Danke ihnen, damit sie wissen, dass sie wertgeschätzt sind.
4. Hilf anderen, jeden Tag besser zu werden.
Es gibt Kulturen, in denen Führung einen negativen Ruf hat, weil alle Leiter für sich arbeiten ließen und ihre Macht missbrauch haben. Deshalb müssen wir die wichtigsten Fragen einer nachfolgenden Person kennen:
- Sorgst du dich um mich?
- Kann ich dir vertrauen?
- Kannst du mir helfen?
Wer negative Erfahrungen mit Menschen in Führungspositionen gemacht hat, möchte selbst nicht leiten. Wie können wir sie dennoch ermutigen, ihren Einfluss geltend machen, damit es der Gemeinschaft besser geht?
5. Verändere den Fokus vom Empfangen auf das Geben.
Weil das Säen dem Ernten immer vorausgeht, sind wir aufgerufen gute Vorbilder zu sein. Hier ein paar Beispiele, wie das gehen könnte:
Füge anderen Wert zu – das setzt einen ganzen Kreislauf in Gang: Glaube ermutigt Antizipation. Antizipation schafft Absicht. Intention hilft uns zu fokussieren. Fokus hilft uns Möglichkeiten zu sehen. Wenn wir Möglichkeiten sehen, werden wir handeln können. Wenn wir handeln entflammt es unsere Leidenschaft, mehr Gutes zu tun und wir glauben daran, dass es funktioniert und damit geht der Kreislauf von neuem los. Je mehr wir säen, desto mehr ernten wir. Samen sind nie verloren. Die einzigen Samen, die verloren gehen, sind jene, die nie gesät werden.
Warte nie, Wert zu geben!
Gib ohne zu zählen, so dass deine Motive rein bleiben.
Am Ende werden wir erstaunt sein über die positiven Reaktionen auf unser Handeln. Sie kommen als unerwarteter Segen zurück. Es ist die Ernte.
Lasst uns heute gute Dirigenten sein, die anderen helfen, schöne Musik zu machen. Auch wenn es vielleicht langsamer geht – Es macht mehr Spaß gemeinsam zu gehen!
Versuch’s und schreib mir deine Erfahrungen damit!
Elke Pfitzer