Vielleicht sagen es uns die Sterne

Wo wir die Zukunft finden

Sterne
starry firmament over my backyard 02. K Bahr/Public Domain

Wenn es Nacht ist, strahlen die Sterne heller. Ob das die Beschreibung unserer momentanen gesellschaftlichen Situation ist? Wir tappen wie im Dunkeln. Etwas zu verstehen bedeutet, sich in eine andere Perspektive hineinzuversetzen.

Es besuchen wieder mehr Menschen ein Planetarium und mehr Menschen lesen Horoskope. Vielleicht ist es dieser Blick von oben auf das Ganze, den den Reiz gibt. Wenn ich bei meinem Gang durch einen großen Zeitschriftenladen versuche den Puls der Zeit zu spüren, dann gibt es im Moment zwei immer wiederkehrende Themen: Spiritualität und Arbeit. Selbst eine Philosophiezeitschrift beschäftigt sich mit „brave new work“. Woher wir den Mut dazu nehmen? Natürlich von der Beziehung zu den Sternen – und den festen Glauben an „mein“ Sternzeichen. Ich lasse die Schlagzeilen auf mich wirken und denke: Das hatten wir doch schon einmal …

Das war am Ende des Kalten Krieges in den 80er Jahren des letzten Jahrhundert – einer Zeit großer Unsicherheit aufgrund der vielen Atomwaffen auf beiden Seiten Europas. Bereits damals war von „New Age“ die Rede – dem neuen Zeitalter. Dies bedeutete schon seit den 60er Jahren, dass das Zeitalter des Fisches abgelöst wird durch das des Wassermanns. Damals wurde „Aquarius“ in den höchsten Tönen besungen. Dann kam eine unerwartete und sehr hoffnungsvolle Wende. Die ganze Gesellschaft war hineingenommen in ein politischen und danach vor allem wirtschaftliches Ereignis. Zuerst die Vereinigung Deutschlands und dann das große Europa-Projekt. Das letztere wurde allerdings in den vergangenen Jahren durch unterschiedlich starke Migrantenströme herausgefordert. Jetzt sehen wir, wie ein kleiner Virus diese Einheit sehr schnell in viele Einzelteile auftrennt. So schnell können Grenzkontrollen wiedererrichtet werden und Reiseverbote und -warnungen ausgesprochen werden. Angst vor dem Virus haben nur noch wenige. Mittlerweile herrscht die Angst vor, Quarantäne verordnet zu bekommen. Und jetzt? Wie soll es weitergehen? Das Stillsitzen erfordert eine hohe Disziplin und Geduld. Aber selbst wenn wir beginnen uns zu bewegen: Wohin geht die Reise? Die ganz eigene Lebensreise, aber auch die Reise der ganzen Gesellschaft.

Alle Menschen sehnen sich nach einer gewissen Vorhersehbarkeit. Säen und Ernten, Ursache und Wirkung sind Prinzipien, die unsere Realität bestimmen. Und deshalb die Frage: Was kann ich jetzt tun, damit die Zukunft heller aussieht? Obwohl niemand die Zukunft kennt, gibt es doch immer das Bestreben in die Zukunft zu schauen. Die einen schauen in die Sterne. Die anderen ins Internet. Deshalb gibt es ein Zukunftsinstitut, das aus sehr vielen Daten und Erfahrungen versucht, Prognosen zu stellen.

Trotz aller Wissenschaftlichkeit nehmen wieder andere das Sprichwort ernst: „Die Zukunft steht in den Sternen.“ Sie schauen zum Himmel. Dann verschwimmen zuweilen Naturwissenschaft und Spiritualität, Astronomie und Astrologie, und schließlich auch Schöpfer und Schöpfung.

Woher kommt mir gute Nachricht? Als Menschen sind wir ganz und gar geschichtliche Wesen. Im Zeitstrahl von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fühlen wir uns Zuhause. Wenn wir die Zukunft aber nicht kennen oder auch nur erahnen können, dann wird uns die Planbarkeit des Lebens genommen. Mit dem Blick zum Himmel suchen wir die Zukunft, aber wir erhalten lediglich einen neuen Blick auf die Gegenwart. Denn das JETZT bedeutet lange nicht mehr Stillstand, sondern eine stille Aufforderung ohne Plan und Wissen, das Leben von innen heraus nach den eigenen Werten zu gestalten. Damit wären wir wieder zurück bei den Tugenden und dem lässigen Anstand von dem Alexander von Schönburg redet. Dieser tut Not – nicht nur um Orientierung zu erhalten, sondern erst recht um Orientierung zu geben!

Bis bald!

Elke Pfitzer