Lernfähig bis ins hohe Alter?!

Krisen lassen sich meistern, wenn im Gehirn neue Äste wachsen

Bereits bei der Hirnforscherin, Dr. Caroline Leaf, lernen wir, dass der Mensch bis ins hohe Alter lernfähig ist. Dr. Leaf redet davon, dass jederzeit neue Verbindungen entstehen und „Äste“ im Gehirn wachsen. Ja, es können nicht nur Kinder lernen.

Durch diese Pandemie werden wir alle in die Zukunft katapultiert. Mehr denn je zahlt sich aus, wenn der Mensch die Forschungsergebnisse von der Neuroplastizität des Gehirns kennt und anwendet.

Das Gehirn versucht allerdings Energie zu sparen. Es verbraucht, laut dem Hirnforscher, Gerald Hüther, bereits 20% der Energie im Ruhezustand. Also vermeidet es Inkohärenz, das Gefühl, dass etwas nicht stimmt: Denn was immer sich fremd anfühlt, löst Unbehagen aus. Es gibt dafür noch keine Gehirnbahnen. Jetzt kann sich das Gehirn entscheiden, entweder mühevoll und mit viel Energie neue Bahnen zu bauen, oder das Fremde auszuschließen, zu verneinen und abzulehnen. Meistens werden die Schmerzen der Inkohärenz dann unterdrückt oder betäubt. Man kann sie auch versuchen wegzudiskutieren und fühlt sich dann besser, wenn andere dieselbe Meinung haben.

Die derzeitige Welt erfordert unserem erwachsenen Gehirn einiges ab. Was für Neugeborene und Kleinkinder an der Tagesordnung ist, müssen wir nun als Erwachsene tun: nämlich in Windeseile neue Bahnen schaffen, neue Gewohnheiten, die uns wieder ein kohärentes Gefühl geben. Ein Gefühl, das uns sagt: es stimmt. Denn niemand leugnet, dass im Moment etwas nicht stimmt.

Spätestens jetzt müssten alle Ungläubigen wieder an etwas glauben. Mindestens an die Plastizität des Gehirns bis ins hohe Alter. Vielleicht braucht es jeden Tag etwas mehr Bewusstsein, dass diese neuen Gehirnbahnen entstehen – eine ausbalancierte Energiezufuhr an Sauerstoff und Nahrung hilft ebenso. Aber noch vielmehr bräuchte unser Gehirn eine Pause von außen, um alle neuen Verbindungen herzustellen, damit wir mit dieser neuen Weltsituation klarkommen. Dies wiederum gilt wohl auch für alle Menschen, die von einer Lebensphase in die nächste übergehen.

Ohne den Glauben an die Neuroplastizität des Gehirns geht es nicht. Die Möglichkeit, dass unser Ich verändert wird, ist eine Wirklichkeit. Es sind im wahrsten Sinne des Wortes „wunderbare“ Vorgänge in unserem Körper und Kopf, die uns fähig machen, uns zu adaptieren. Unsere Vorfahren haben uns das vorgemacht – warum sollten wir das nicht auch können. Denn in all den krassen Herausforderungen der Geschichte gäbe es die Menschheit sonst heute nicht.

Es gibt also keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Das derzeitige Leiden aller bringt neue Hirnbahnen hervor, dessen können wir uns gewiss sein. Das ist schöpfungsgemäss in jedem Menschen angelegt.

Geben wir doch auch unserer inneren neuen Schöpfung Raum und Zeit. Es ist die Grundlage für die Zukunft der Gesellschaft. Denn wenn alles normal und in gewohnten Bahnen läuft, dann muss unser Gehirn nicht arbeiten. Erst durch Stimulation von außen kommen Prozesse in Gang, die Lernen möglich macht.

In seinem Buch Würde, hat Gerald Hüther diesen Vorgang sehr einfach beschrieben. Er wendet die Erkenntnisse seiner Hirnforschung vor allem auf den Bildungsbereich an. Wir können dieses Denken aber auch jederzeit auf den politischen Bereich und uns selbst als Individuen anwenden.

Sei ermutigt. Nichts bleibt wie es ist – es wachsen neue Hirnbahnen – es gibt Hoffnung am Horizont.

Herzlich,

Elke Pfitzer