Tief durchatmen

Unser Atem zeigt, wie wir leben

Die Aussicht, dass das Jahr zu Ende geht, kann in uns Stress auslösen. Dabei stehen wir bereits extrem unter Strom, hetzen von einer Besprechung zur anderen – ob real oder digital. Das Tempo ist hoch. Deshalb schaltet unser Nervensystem auf Alarmbereitschaft und wir rasen mit einem erhöhten Puls, Herzschlag und Blutdruck durch das Leben. Das bringt auch mit sich, dass wir vor allem bei Dauerstress über einen längeren Zeitraum unregelmässig und flach atmen. Bei manchen setzt der Atem sogar ganz aus. Viele Menschen nutzen gerade mal 20 Prozent ihres Lungenvolumens. Das hat Auswirkung auf unser individuelles Atemmuster, dessen wir uns überhaupt nicht gewusst sind.

Unser Atemmuster zeigt uns, wie wir leben. Wenn wir darauf achten, erhalten wir einen Spiegel über unseren Lebensstil: Wer von uns hat nicht schon erlebt, dass eine Atempause, Besprechungen und Entscheidungen entspannen und erleichtern? Wer mit dem Bauch und dem Zwerchfell atmet erlebt mehr Ausgeglichenheit und Lebensfreude. Schmerzen, Ängste und Blockaden können sich lösen, man kommt in Kontakt mit den eigenen Gefühlen. Bei Wut und Traurigkeit stockt uns meistens der Atem. Wenn wir weiteratmen und diese negativen Gefühle annehmen, verändert sich das Gefühl allmählich und es übermannt uns nicht länger.

Vielleicht sollten wir neu unseren Lebensatem entdecken und auf ihn achten. Vor allem darauf achten, dass er uns ganz erfüllt. Atem, Sauerstoff, Luft soll unseren ganzen Körper durchfluten. Aber dazu braucht es Zeit und am Anfang auch etwas Beobachtung: Wie atme ich? kurz, lang, flach, tief, durch die Nase oder den Mund? Auf diese Weise kommen wir sehr schnell mit unserem Inneren in Kontakt und erkennen unsere (Ver-)Spannungen.

Das Leben einatmen. Den inneren Schrott ausatmen. Wieviel haben wir nicht in uns hineingestopft und runtergedrückt? Unser Atem verbindet uns mit uns selbst. Eigentlich wäre das nicht nur für die Adventszeit empfehlenswert, sondern das ganze Jahr hindurch eine Alltagsübung. Mach dir eine Notiz, dass du einmal am Tag tief durchatmen möchtest. Manchmal geht das sogar unscheinbar inmitten von Sitzungen.

Wir signalisieren dann unsere Körper, dass er nicht gejagt ist. Dann reduziert sich das Stresshormon und wir werden glücklicher. Der optimale Zeitpunkt, wäre bei einem gemütlichen Spaziergang im Wald. Leg eine Atempause ein! Sie wird dir gut tun.

Herzlich,

Elke Pfitzer