A Kilo of Kindness

Ein wenig Freundlichkeit verändert die Welt

Tourists | Central District | Hong Kong | China (beschnitten). Christian Junker | Photography/CC BY-NC-ND 2.0
Tourists | Central District | Hong Kong | China (Ausschnitt). Christian Junker | Photography/CC BY-NC-ND 2.0

Kann man Freundlichkeit messen? Eine Sozialarbeit in Australien tut das immer in der Weihnachtszeit. Sie nennt ihre Aktion „A Kilo of Kindness“ – ein Kilo Freundlichkeit, und meint damit, dass wir eine Einkaufstasche mit Lebensmitteln und einem Geschenk füllen können. Diese Taschen werden dann Randständigen zu den Festtagen verteilt.

Immer zum Schuljahresanfang stehen in der Schweiz die großen Plakate, die die Autofahrer daran erinnern, auf Schulanfänger zu achten. So könnten wir sagen: „Ein Moment der Freundlichkeit“ verändert alles. Die Atmosphäre im Straßenverkehr verändert sich, wenn wir Freundlichkeit walten lassen. Achten wir beim Einkaufen auf die andere Person, lassen ihr den Vortritt und wir verändern die Gesellschaft – Schritt für Schritt. Wir zeigen uns als achtsame Mitmenschen, die sich bewusst sind, dass sie nicht das Zentrum der Welt sind, dass es Menschlichkeit gibt, die das Leben erst human macht. So prägt unsere Freundlichkeit das öffentliche Leben und das macht unsere Kultur aus. Menschen aus anderen Ländern und Kontinenten fühlen sich davon angezogen.

DENN, was wir in Mitteleuropa als selbstverständliche Kultur definieren, ist nicht überall so. Denken wir an Asien. Da haben wir zwar die lächelnden Asiaten vor unseren Augen und stellen uns vor, dass dort alles freundlich und harmonisch zugeht. Meine eigene Erfahrung aus den letzten 25 Jahren zeigt jedoch, dass ich ohne Ellenbogen schon gar nicht in einen Bus einsteigen kann – zumindest nicht zur Rushhour. Erst ganz langsam setzt sich das Konzept durch, dass man sich hinten anstellt. Aber es kann selbst am Check-in des Provinzflughafens passieren, dass eine Person an der Schlange vorbeisticht, um etwas zu fragen – und dann auch gleich bedient zu werden. Letzte Woche auf der Bank war ich am Schalter und drei Männer störten von hinten die Sachbearbeiterin in ihrem komplizierten Arbeitsvorgang – als ich sie darauf aufmerksam machte, kam die prompte Antwort: sie wollten nur etwas fragen – was allerdings zehn Minuten dauerte und eine tiefgründige Information erforderte.

Natürlich bleiben alle Beteiligten äußerlich freundlich, aber innerlich ärgert das. Ist das Fass dann erst voll, der Ärger über Jahre angestaut, entladen sich Emotionen in Gewalt – häuslich und öffentlich. Dann erschrecken alle und rufen nach mehr Polizei und Staatsgewalt.

Die Dynamik scheint überall gleichermaßen zu funktionieren. So schlage ich vor, dass für eine wahrhaft freie Gesellschaft, Freundlichkeit eine notwendige Voraussetzung ist. Eine emotional gesunde Gesellschaft wird einem übermäßigen Polizeieinsatz vorbeugen. Restriktionen gibt es dann eher weniger. Entscheiden wir uns heute für einen Moment der Freundlichkeit, a „kilo of kindness“, und wissen, dass wir damit die positive Atmosphäre einer freien Gesellschaft ermöglichen.

Bis zum nächsten Mal

Unterschrift Elke
Elke Pfitzer