Coffee to Go!

Zur Reflexion materieller Abhängigkeiten

Coffee to Go! Flickr/Lali Masriera/CC BY 2.0
kate nash:nicest thing. Lali Masriera/CC BY 2.0

Coffee to Go! Hier noch ein Snack, da ein Getränk. Wir sind umgeben von Kiosks, Tankstellenshops und Automaten. Was für ein Wandel in den letzten dreissig Jahren in unserer Gesellschaft stattgefunden hat! Aber genau das sagt, wohl jede Generation. Im mittleren Alter schaut man gerne nach oben und nach unten und überdenkt seine eigene Position und Lebenseinstellung. Dabei stelle ich fest, dass es wohl zu allen Zeiten so war: Die Jungen machen es anders.

Jede Generation scheint seine eigene Kultur zu entwickeln. Das ist eine Reaktion auf technische Entwicklungen, philosophische Strömungen, politische Ereignisse und nicht zuletzt zunehmender Mobilität. Diese Faktoren lassen uns jeweils eigene Lebensgewohnheiten entwickeln.

Sind die Grundbedürfnisse erst mal gedeckt, bleibt immer mehr Geld für anderes. Der Anteil wie viel für Lebensmittel ausgegeben wird, reduzierte sich im letzten Jahrhundert von 50% auf ca. 10% im monatlichen Budget. Damit ist auch verständlich, weshalb die jüngere Generation heute so viel mehr Geld in der Tasche zur Verfügung hat, um schnell mal noch einen Snack oder ein Getränk auf dem Weg „mitzunehmen“. Genuss ist alles, zu jeder Zeit und an allen Orten.

Ich werde den Gedanken nicht los, dass hier irgendein Loch gestopft werden soll. Es ist ein inneres Loch, eine Leere. Die tiefliegende Frage, meistens unbeantwortete Frage, wozu man da ist. Natürlich kennen wir alle die kleinen Trösterchen. Zu Grossmutter-Zeiten war es das Bonbon, später kam die Schokolade, jetzt ist es der Drink. Psychologisch ist das sehr verständlich. Wir leben in einer Kultur, in der das Leid äusserlich nicht immer sichtbar ist, aber verarbeitet werden muss. Und weil es von aussen nicht sichtbar ist, kann auch nur wenig Solidarität ausgeübt werden. Damit erfährt die leidtragende Person doppeltes Leid, wobei die Einsamkeit über das eigentliche Leid fast schwerer zu ertragen ist. So sehen wir in unserer Kultur Gewohnheiten, deren Ursache im Unsichtbaren bleibt. Zugleich wird dem Gefühl des Leids und der Konfusion unserer Zeit in der sichtbaren Welt begegnet und mit materiellen Gütern zugedeckt. Eigentlich paradox.

Wenn wir doch schon die unsichtbare Welt als Teil unserer Realität anerkennen, wäre es doch konsequenter, wir würden die Lösung unserer tiefliegenden Probleme auch dort suchen. Menschen zu allen Zeiten haben diese Schlussfolgerung gezogen und so wurde Religion Teil von Kultur.

Deshalb schlage ich vor,

  • es mit einem moderaten Lebensstil zu versuchen.
  • Bewusst den Konsum eindämmen und
  • sich selbst beobachten, mit wie wenig es tatsächlich möglich ist zu leben.
  • Oder vielleicht auch seine eigenen Grenzen zu erkennen und festzustellen, wie materielle Abhängigkeiten entstanden sind, ohne das reflektiert zu haben.
  • Und als nächsten Schritt wäre dann die Suche in der unsichtbaren Welt, ob es eine Möglichkeit gibt, das emotionale Loch zu stopfen. Sei es durch Meditation, Gebet, Achtsamkeitsmethode, Stille, gute Literatur etc.

Kultur ist immer dynamisch. Wir reagieren auf Weltentwicklungen und Ereignisse im Leben. Jetzt ist die Gelegenheit darüber zu reflektieren und uns und unser Umfeld in eine neue „Leidbewältigung“ zu führen.

Wir bleiben im Gespräch – bis zum nächsten Mal!

Unterschrift Elke
Elke Pfitzer