Das Beste aus zwei Welten

Der Slash-Career als Ausweg aus dem Dilemma

Slash-Career
Tandem Job Caceres. Skydive Andes Chile/CC BY-ND 2.0

Hilfe, sind wir jetzt alle Marxisten geworden? Die Tatsache, dass immer mehr Menschen nicht nur einen Beruf ausüben sondern mehrere, gewinnt an Attraktivität. Wer kennt nicht das Leid, mehrere Interessen in sich vereinen zu müssen. Die Berufswahl kann durchaus zur Qual werden.

Jetzt scheint es immer populärer zu sein, einen Beruf auszuüben, der das Grundeinkommen deckt und zugleich einer anderen Tätigkeit nachzugehen, von der man schon immer träumte, aber sich nicht getraute, weil sie vielleicht zur „brotlosen“ Kunst gehört. Trotzdem entscheiden sich immer mehr Menschen für eine sog. „Slash-Career“. Unsere Freunde jenseits des Atlantiks haben das Wort erfunden, weil es eben Coach/Köchin ist, oder Regisseur/Stadtführer, oder … /… Gerade Menschen in der zweiten Hälfte des Lebens sind auf der Suche nach Tätigkeiten, die wirklich Sinn machen, auf die man Lust hat. Denn jeder weiß, dass wenn wir unseren Leidenschaften nachgehen, die Arbeit wie von selbst geht. Damit kann ein schrecklicher Energieschwund aufgehalten werden.

Interessanterweise hat schon Karl Marx davon gesprochen, dass es das Ziel sein müsste, ein Leben voller Selbstverwirklichung, Selbstentfaltung und Abwechslung zu führen. Offensichtlich scheinen wir seinem Traum immer näher zu kommen – zumindest im reichen Westen. Denn wer könnte sich das in der Zwei-Drittel-Welt leisten? Dort ist niemals die Frage, was möchtest du gerne arbeiten. Dort heißt es: Wo kann ich überhaupt Arbeit finden, damit ich meine Familie ernähren kann. Aber das ist ein anderes Thema.

Wir leben hier auf hohem Niveau. Zugleich scheint es dringend nötig zu sein, mehr Zufriedenheit im Arbeitsleben anzustreben. Bei einem Jobpatchwork verteilen sich die Belastungen besser. Vielleicht sind im einen Job die analytischen Fähigkeiten gefragt, im anderen dagegen ist es die Kreativität. Vor allem für Menschen, die zwei scheinbare Gegensätze in sich tragen, scheint dies eine gangbare Lösung zu sein. Dabei stellt sich heraus, dass die wenigsten Mehrfachjobber sich überarbeitet fühlen. Die Abwechslung hält sie überraschend gut im Gleichgewicht.

Meistens entwickelt sich ein zweiter Beruf aus einem geliebten Hobby, das man mit Leidenschaft betreibt. Wie bereits Jon Acuff in seinem Buch „Quitter“ vor Jahren empfahl: Ein Wechsel ist schrittweise anzugehen, um wirklich zu testen, ob sich mit dem Hobby auch Geld verdienen lässt. Damit entgeht man dem Erfolgsdruck. Manchmal entpuppt sich das Hobby aber auch als Cash-Cow, weil wir die Welle reiten, die gerade In ist. Oder wir lassen uns nach einem Karriereknick oder einer Beförderung beraten. Auch dazu hat Jon Acuff eben ein Buch herausgebracht: Do Over. Denn auch dann stellt sich die Frage: Will ich das? Oder besser gesagt: Was will ich?

Faszinierend ist sicherlich, dass kein junger Mensch sich an eine Berufswahl gefesselt fühlen muss. Und erst recht ist es ermutigend für die zweite Hälfte des Lebens, immer noch Neues ausprobieren zu können. So reduziert Slash-Career das Risiko und auch weniger Mutige können den Schritt in ein erfülltes Arbeitsleben wagen.

Sei mutig und versuchs im Tandem!


Elke Pfitzer