Wenn alle auf jung machen, braucht es echte Erwachsene
Vor dreißig Jahren hatte ich in Soziologie ein Seminar belegt und im Team eine Arbeit über Jugendkultur geschrieben. Damals war sehr klar: dies ist eine sogenannte Subkultur, was so viel hiess wie: sie ist der ganzen Kultur untergeordnet und eben „nur“ ein Teil davon. Allerdings war schon damals die Rede darüber, dass diese Kultur mehr und mehr auch die anderen Altersgruppierungen prägen wird. Drei Jahrzehnte später sehen und spüren wir das Resultat davon. Sie nannten es Juventilismus, wenn alle jung bleiben wollen und die Jugend so stark verherrlicht wird. Allerdings hat damit das Erwachsensein an Aura und Autorität verloren. Wenn wir jung bleiben wollen, dann denken wir meistens an Mode, Aussehen, Sportlichkeit und Sonnenschein. Jeder Sommer verkörpert das auf seine Art. Was wir jedoch selten bedenken, ist die Tatsache, dass Kinder und Jugendliche meistens einer gewissen Reife ermangeln: Ihr Verantwortungsbewusstsein, ihr Mitdenken für das Ganze und die Welt, ihr Einordnen in die Gesellschaft und Arbeitswelt sind erst noch dabei, sich zu entwickeln.
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