Die Auswahl macht den Unterschied

Über Filterblasen und Echokammern

2009-10-11 München 072 Medien Marathon. Allie_Caulfield/CC BY 2.0

Vor den Wahlen in Deutschland war tatsächlich die Rede vom desinformierten Bürger, der aufgrund alternativer Medienkanäle und selbstgewählter Gesinnungsmedien keine gute Wahlentscheidung treffen würde. Dabei wurden die großen Medienhäuser als ausgewogene, vielfältige und geordnete Nachrichtenkanäle dargestellt, die in den Fernsehnachrichten, dem Radio oder der Zeitung über die Wahrheit berichten.

Wie immer an dieser Stelle regte sich der Widerspruch in mir – quer zum Status quo – und ich schlage hier den Blick hinter die Kulissen vor. Denn, wir alle brauchen eine neue Weltanschauungskompetenz – … schließlich ist doch alles gefiltert. Ob durch den freien Journalisten, die Redaktion oder den Geldgeber des Portals. Auch bei den öffentlich rechtlichen Anstalten war es immer klar, dass die Berichterstattung aus einer gewissen „Ecke“ kommt. Nicht umsonst bin ich damit aufgewachsen, dass die Abendnachrichten auf mindestens drei Kanälen angeschaut werden. Obwohl sie sich fast identisch gleichen, gibt es doch den einen oder anderen Standpunkt, der etwas abweicht. Wer gelernt hat, auf die Nuancen zu achten, dem genügt das Fernsehen, Radio oder die Zeitung. Wer denkt, es wäre sowieso alles gleich, nur weil es von den öffentlich rechtlichen Anstalten kommt, der wendet sich den Online-Kanälen zu. Dann ist der Kontrast grösser. Allerdings ist dann auch der Blickwinkel eingeschränkter. Vermeintliche Nachrichten sind zwar anders, es gibt andere Informationen, aber auch hier kann niemand nachprüfen, ob sie einigermaßen mit der Wahrheit übereinstimmen. Dann reden alle von „Fakenews“, den falschen Nachrichten.

Im Grunde kann es nur falsche Nachrichten geben, wenn wir davon ausgehen, dass die anderen Nachrichten „richtig“ sind und ihre Informationen der Wahrheit entsprechen. Damit sitzen wir genau in der Falle. Mehr denn je müssen wir uns vor Augen halten, dass alle – und wirklich alle – Nachrichten, Meinungen der Medienschaffenden sind. Es gibt den Spruch, „die Kamera lügt immer“. Sie wird nur einen Ausschnitt der Realität festhalten können. Deshalb ist das bereits eine Auswahl, die getroffen wird. Jeder Journalist und jede Redaktion hat eine beabsichtige Botschaft, die sie mit den entsprechenden Bildern untermauern.

Kommunikationswissenschaftler sprechen allerdings immer noch über die Qualität von Informationen und verweisen auf die vermeintlich unabhängigen, vielfältigen und ausgewogenen Medienhäuser. Aber wer kann das unter dem heutigen Zeitdruck dem die Journalisten unterliegen wirklich bewerten? Deshalb ist es sicher richtig, Kategorien und Kriterien zu haben, um der jeweiligen Medienquelle zu vertrauen. Auch der Querschnitt und die Breite der Nachrichtenquelle werden den Bürger besser informiert sein lassen. Nicht umsonst lesen Führungskräfte mehrere Zeitungen aus den verschiedenen Meinungsecken.

Geht es also darum, wirklich informiert zu sein, dann braucht es in der heutigen Zeit alle Kanäle – die herkömmlichen Medienhäuser und die alternativen Medien. Die Entscheidung findet im Kopf der lesenden Person statt. Je breiter sie sich in ein Thema vertieft, desto eher können verschiedene Aspekte abgedeckt werden. Wichtig ist vor allem zu wissen, dass Suchmaschinen und soziale Medien mit Filtern arbeiten, die uns aufgrund ihrer Algorithmen und Aggregatoren das sagen, was wir hören wollen und was uns interessiert. Deshalb braucht es nach wie vor die großen Medienhäuser, die querbeet berichten und ihre Meinungen kund tun. Wenn es um Meinungsbildung geht, – und das erst recht vor Wahlen oder Abstimmungen – dann ist vor allem wichtig, nicht einseitig zu sein. Denn auch die Meinungsfreiheit muss geübt sein, um sie wirklich positiv ausschöpfen zu können. Bleiben wir wach und breit informiert!


Elke Pfitzer