Erleuchtung im Kunstmuseum

Wie sich der Eintrittspreis wirklich lohnt

mom with a painting at the kunstmuseum. Dennis Yang/CC BY 2.0

In meiner Familie gehöre ich wohl eher zu den Museums-Banausen. Alle Sightseeing in Ehren, aber ich muss doch nicht in jede Krypta einer Kathedrale und jedes Museum, das eine Weltstadt so bietet. Der Querdenker in mir sitzt fest. Und doch habe ich festgestellt, dass es mich in den letzten Jahren öfters in eine Kunstausstellung zog. Naja, unsere Gesellschaft ist zunehmend visuell. Und da ich ein Kind meiner Zeit bin, ist es doch hier und da interessant, zu sehen, was so gezeichnet und gemalt wird. In Peking gehört das Künstlerviertel 798 dazu. Wie sehen andere die Welt? Erst recht in einer anderen Kultur. Das ist höchst inspirierend.

Aber nicht nur das. Mittlerweile wird öfter in Magazinen (zum Beispiel dem Flow-Magazin) darüber geschrieben, wie man Kunst genießen kann. Warum nicht einfach mal eine Stunde vor einem Bild sitzen? Das würde den Museumsmarathon ergänzen, zuweilen ersetzen – und wir könnten uns wieder erholter in den Alltag stürzen.

Tatsächlich ging es mir vor kurzem in Berlin so. Ich hatte die beste Tageszeit erwischt: der frühe Nachmittag. In der Alten Nationalgalerie waren kaum Besucher. Der gratis Audio-Guide verhalf mir zusätzlich zu einem coolen Museumserlebnis. Da waren nur ausgewählte Bilder kommentiert – und auch das nur kurz, völlig passend.

Die verpixelten Bilder der impressionistischen Maler des 19. Jahrhunderts hatten mir schon seit dem Kunstunterricht in Klasse 10 gefallen. Einfach faszinierend, wie sich mit den vielen Punkten Schattierungen malen lassen, die schließlich ein ganzes Bild ergeben – mit genügend Abstand.

Dann kam mir der Gedanke, dass es wohl mit allem im Leben so ist: Wer zu nahe steht, sieht nur einzelne Punkte. Mit etwas Abstand ergibt sich ein ganzes Bild. Was für eine Erleuchtung im Kunstmuseum! Vielleicht sollte ich tatsächlich noch gezielter Galerien und Kunstausstellungen besuchen. Dort verbirgt sich ungeahnte Lebensweisheit! Das macht sogar Spaß. Richtig fröhlich verließ ich das monumentale Gebäude auf der Museumsinsel. Endlich bin ich los vom Anspruch, alles gesehen haben zu müssen, damit sich der Eintrittspreis lohnt. …

Versuchs auch mal. Herauspicken ist erlaubt. Im aktuellen Flow-Magazin sind sie sogar der Meinung, dass die Konzentration auf Kunst wie eine Belohnung auf das Gehirn wirkt. So kann ein Tag im Museum sogar heilsam und tröstend sein.

Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen damit. Schreib sie hier unten im Kommentar. Das hilft allen weiter.


Elke Pfitzer