Müssen Künstler wirklich am Hungertuch nagen?

Vom Mythos der brotlosen Kunst

Künstler
Artist. Adrian Brady/CC BY 2.0

Michelangelo hatte sich öffentlich beklagt, er wäre arm, alt und als Diener für andere arbeitend. Geschichtswissenschaftler haben herausgefunden, dass sein Bankkonto etwas anderes sagte. Als er starb hinterließ er in heutigem Wert 47 Millionen Euro! Ist es wirklich ein Mythos, dass der Künstler arm ist? Jeff Goins, ein junger Schriftsteller ist dem nachgegangen. Natürlich war Michelangelo ein Genie, aber wie steht es mit Künstlern, die (noch) keinen Namen haben? Was sollen junge Menschen denken, wenn sie eine Karriere als Künstler anstreben?

Tatsächlich hat Jeff in seinem brandneuen Buch vom Juni „Real Artists Don’t Starve“ das Ergebnis von Interviews mit kreativen Köpfen unserer Tage dokumentiert. Und damit zugleich das Bild vom verarmten Künstler widerlegt, nicht nur weil es alt ist, sondern sogar falsch. Sicherlich mögen viele nicht sehr reich sein, aber sie finden alle Wege, ideenreich und unternehmerisch ihre Kunst zu verkaufen.

Vier Leitlinien stechen dabei heraus.

1. Verlasse deinen Nebenjob nicht sofort

Der Start der Künstlerkarriere geht nicht von jetzt auf nachher. Deshalb braucht es den Nebenjob vielleicht noch etwas länger, um die laufenden Rechnungen zu bezahlen.

2. Qualität vor Originalität

Hungernde Künstler sind meistens stur und möchten, so Jeff Goins, originell sein. Die Erfolgreichen dagegen haben verstanden, dass sie zuerst von den anderen lernen müssen. Das einzige worin Sturheit sich lohnt ist die Qualität. Die wichtigste Frage an dich selbst ist: Gibst du dein Bestes mit dem, was du machst?

3. Beginne, arbeite zusammen und höre zu

Die erfolgreichen Künstler arbeiten immer mit anderen zusammen und lernen so von einander. Oft arbeiten sie sogar in der Öffentlichkeit, um noch mehr Feedback zu erhalten. Sie wollen sich permanent verbessern. Der arme Künstler hat sich bereits zurückgezogen und arbeitet alleine.

4. Denke genügend über Geld nach

Zuviel Fokus auf das Geld ist ärgerlich, vor allem für kreative Köpfe. Und dennoch ist Jeff Goins überzeugt, dass sich mit etwas mehr Geld noch mehr Kunst hervorbringen lässt – meistens sogar noch kreativer, weil der Finanzstress wegfällt.

Wer hätte gedacht, dass Künstler und Unternehmer sich so ähnlich sind. Beide brauchen Ideen und beide brauchen Geld, weiterarbeiten zu können. Einmal mehr hat es Jeff Goins geschafft, seine jungen Kollegen (und erst recht die alten) zu ermutigen, das zu tun, was wir gerne machen. Do what you love!


Elke Pfitzer