Was macht den Zauber von Weihnachten aus?
Betrete den neuen Raum
Vor ein paar Wochen verlängerte ich den Sommer im Süden Europas. Mit mir waren da sehr viele ältere Menschen, die vor dem Winter noch Vitamin D tanken – oder sogar dort überwintern wollten. In einer wunderschönen Umgebung mit der Weite des Meeres vor Augen scheint das Paradies perfekt zu sein.
Spätestens nach der ersten Woche entstand auch so etwas wie eine „Beach- Community“. Kontakte knüpfen geht dort sehr leicht, reden doch die meisten Leute Deutsch. Inmitten der Idylle führten die banalen Alltagsgespräche plötzlich zu Gott, Glaube und Kirche. Jetzt wurde es spannend und auch Leute am Rande setzten sich zu uns in den Sand und ein lebhafter Austausch begann. Fragen, Zweifel, Entschuldigungen bis hin zu tiefen Lebensgeschichten offenbarten sich hier.
Einmal mehr wurde mir bewusst, dass der Mensch immer ein „Glaubensmensch“ zu sein scheint. Ohne Glaube geht es gar nicht. Mittlerweile ist unsere Gesellschaft religiöser denn je. Das entspricht unserem tiefsten Menschsein. Wir sehnen uns irgendwo aufgehoben zu wissen, dazuzugehören, angeschlossen zu sein an diesen Strom der Liebe, die das Leben erst wirklich lebenswert macht.
Auf diese Weise wird Weihnachten zu einem „Heimkommen“. Wir feiern die Quelle dieser Liebe. Denn Gott ist Liebe und sie wird uns sichtbar gemacht in der Geburt seines Sohnes, Jesus Christus. Darin sind alle Menschen eingeschlossen, jedes Volk, jede Nationalität, jedes Alter und jede Lebensphase. Mutter Teresa sagte einmal: „Die schlimmste Armut ist die Einsamkeit und das Gefühl nicht geliebt zu sein.“ Gott liebt uns, nicht weil wir liebenswürdig sind, sondern weil er Liebe ist – und das gilt für jeden Menschen.
Aber es ist nicht nur die Breite dieser Liebe, sondern auch ihre Tiefe, die uns an Weihnachten immer wieder in den Bann zieht. Gottes Barmherzigkeit ist tiefer als alles, was wir kennen. Er vergibt uns, wo wir uns in unserer Selbstsüchtigkeit erniedrigt haben. Er stellt uns in unserem tiefsten Inneren wieder her. Manchmal verstecken wir uns vor ihm und sehnen uns doch, mit ihm verbunden zu sein.
Dieser Liebe zu vertrauen wird uns auch im Neuen Jahr begleiten. Denn Gottes Liebe hört niemals auf. Er hält uns fest und schützt uns – immer. Hinzukommt eine „Höhendimension“: Gott möchte, dass wir unsere volle Kapazität erreichen. Er hebt uns auf, wenn wir ihn lassen. Zu glauben befähigt uns zu wachsen. Auch in diesem Bereich können wir jederzeit unsere Kapazität erweitern. Im Grunde ist die Erweiterung der geistlichen Kapazität das Fundament für unsere Persönlichkeitsentfaltung.
Der Raum Gottes ist viel grösser – weit aus grösser als wir uns vorstellen können. Es geht ganz um Gott und wir sind eingeladen, diesen Raum zu betreten. Aber wir müssen ihn nicht irgendwo in der Welt oder im All suchen – dieser Raum ist ein Ort in uns, wo Gott wohnt, wenn wir ihn lassen. Dies ist sicherlich eines der größten Geheimnisse – unbeschreiblich und nicht zu verleugnen.
Vielleicht ist es das, was den Zauber von Weihnachten ausmacht. Ein reales Geschenk, das sich doch nicht völlig erklären lässt und noch weniger fassen lässt. Empfange dieses Geschenk, betrete diesen neuen Raum und erweitere damit deine geistliche Kapazität. Sie verändert alles!
Elke Pfitzer