Wenn wir nichts mehr besitzen und doch alles haben

Das geteilte Leben des Minimalisten

Bike Sharing
CATANIA AL VIA IL PROGETTO BIKE SHARIN. Ciclismo Italia/CC BY 2.0

Unsere Konsumgesellschaft hat den Zenit überschritten. Eine große Schar hat sich den Minimalismus auf die Fahnen geschrieben. Da gibt es die Herausforderung mit nur 100 Dingen im Haushalt auszukommen. Es ist immer die Frage, wie viel brauche ich wirklich im Leben? Gehen wir auf Reisen, müssen 20 Kilogramm auch genügen – und meistens tut es das ja auch – außer man fährt mit dem Auto in den Urlaub. Dann wollen die Taschen und Tüten fast nicht enden.

Im vergangenen Jahr war ich in einem tropischen Land im Urlaub, das Haus bot WIFI und Wäscheservice. Ich habe es genossen, mit so wenig auszukommen. Denn wer viel besitzt, sorgt sich auch entsprechend. So gibt es die Minimalisten auf Zeit und jene, die diesen Lebensstil für sich etablieren.

Erst kürzlich las ich in einem Buch über den Trend des „Sharing“ – des Teilens. Dann dachte ich: Minimalist sein ist nicht so schwer, in einer Welt, die alles teilt – sogar das Netflix Passwort. Naja, genau so ist es nicht gemeint. Aber wir gewöhnen uns langsam an die Streaming-Dienste von Spotify bis Netflix und genießen den Service von Lyft und Uber und anderen Mietangeboten. Natürlich kann man sich auch in der Vielfalt des Angebots verlieren, aber dazu gibt es Algorithmen, die uns Empfehlungen geben. Je öfter wir etwas unter unserem Namen suchen, desto genauer treffen diese Dienste meinen Geschmack. Auf der einen Seite ist es eine Hilfe, auf der anderen eine gewisse Verengung des Lebens – falls wir nicht bewusst ausbrechen und etwas anderes suchen. (Stichwort: Filterblase)

Eine ganze Kultur wird umgebaut. Wer etwas produziert, wird künftig nicht in erster Linie dafür bezahlt. Er wird erst durch seine Bekanntheit Einnahmen generieren können.

Das Produkt, das geteilt wird, ist dann auch nicht mehr nach außen abgeschlossen. Es ist alles offen. Meine ursprüngliche Kreation kann von anderen benutzt und sogar umgestaltet werden. Das Problem dabei ist: Wem gehört das Produkt? Wie sieht Eigentümerschaft und Besitztum künftig aus? Bisher garantiert unser Gesetz Eigentümerrechte. Was ist, wenn die Linie nicht mehr so klar ist, weil sehr verschiedene Menschen mitgewirkt haben?

Die tiefere Frage dahinter ist aber auch: Wenn es stimmt, dass die Verwaltung des eigenen Besitzes Voraussetzung ist, zu reifen Menschen heranzuwachsen, dann würde die Abschaffung des Besitzes eine Lücke hinterlassen. Wie lernen wir dann Sorgfalt und Wartung der Dinge, die uns umgeben?

Diesen Gedanken weiterzudenken, wäre einen gemütlichen Abend bei einem Glas Wein wert. Melde dich, dann finden wir einen Termin – infoideenservice.biz

Bis bald


Elke Pfitzer