Pfadfinder gesucht

Neue Kriterien, zum Sieger gekürt zu werden

Das Kriterium im alten Rom, in einem Feldzug gesiegt zu haben, war die Beute inklusive der mitgebrachten Sklaven aus den besiegten Regionen. Im Triumphzug wurden die Gefangenen durch den Circus Maximus mitgeführt, das größte Stadium, das es jemals gab. Der Erfolg wurde quantitativ festgestellt. Wer als Sieger gekrönt werden wollte, musste eine große, ja, die größte Gefolgschaft vorweisen. In unseren Köpfen ist dies auch heute noch so. Masse wiegt schwer.

Demnach ist das in dieser Welt momentan die Spitze im Reich der Mitte. Denn hier folgen am meisten Menschen – freiwillig oder unfreiwillig. Eigentlich haben 1,3 Milliarden gar nichts zu sagen, weil „nur“ ungefähr 100 Millionen Parteimitglieder die Richtung bestimmen.

Im „freien“ Internet sind es jene Menschen mit den meisten Followern, Klicks und Views. Auf diese berühmten Menschen schauen viele andere.

Dann gibt es noch Sieger, die von den Medien dazu gemacht werden, und dann doch irgendwann abstürzen oder jene, die durch eine demokratische Wahl als stärkste Partei hervorgehen.

Allzu oft werden Köpfe und Stimmen gezählt. Der Beifall der Masse kürt den Sieger. Und wer sich oft lautstark zu Wort meldet – auch wenn es immer mit den gleichen Schlagworten ist, scheint ebenfalls den Anschein machen, dass Quantität vor Qualität steht.

Sicherlich braucht es zustimmende Mehrheiten, wenn ein Vorhaben gelingen will, aber sie scheint mir in diesen Wochen nicht mehr nur durch eine Gruppe gebildet werden zu können. In einer solchen Vielzahl von Meinungen, gibt es nicht mehr eine Mehrheit, sondern nur noch größere Gruppen oder Parteien.

Deshalb ist jetzt nicht mehr jener mit den meisten Stimmen Sieger, sondern jene Person, die versöhnende und verbindende Fähigkeiten besitzt, auch unterschiedliche Meinungen zu integrieren und für eine Sache zu gewinnen. Es scheint nicht mehr nur den einen richtigen Pfad zu geben, aber dafür viele gute Wege.

Dieser Herausforderung sind noch nicht sehr viele Leitungspersonen gewachsen. Aber diese Situation ist hoffnungsvoll, denn sie macht das Gespräch ehrlich und rückt es näher an die eigentlichen Sachthemen. Allerdings setzt dies voraus, dass alle Menschen unterschiedlicher Meinung dies auch so sehen. Auch das wird unsere Welt menschlicher machen, weil wir wieder mehr miteinander reden. Denn niemand hat ein Geheimrezept in der Tasche, wie die Zukunft mit Herz und Verstand gestaltet werden soll. Deshalb sollten wir besonnen und doch entschlossen weitergehen: We make the road by walking!

Uns allen wünsche ich dazu viel Mut!

Elke Pfitzer